Fettleibigkeit wird als Herzrisikofaktor neu definiert
Bis jetzt galt der Body-Mass-Index als Gradmesser für ein potentielles Herzinfarktrisiko. Eine breitangelegte Studie zeigt nun, dass das Verhältnis zwischen Fettanteil an Taille und Hüfte entscheidender dafür ist.
Forscher der McMaster University in Ontario in Kanada suchten nach anderen Mess- oder Berechnungsarten zur Sicherung der Diagnose „Fettleibigkeit“. Dabei legten sie das Augenmerk besonders auf das Taillen-Hüft-Verhältnis.
Die aktuelle Untersuchung wurde vorwiegend an Menschen europäischen und nordamerikanischen Ursprungs durchgeführt. Es liegen keine Daten von Menschen aus anderen ethnischen Populationen vor.
Bei 27'000 Studienteilnehmern aus 52 Ländern wurde der BMI, das Taillen-Hüft-Verhältnis, der Taillen- und der Hüftumfang unter die Lupe genommen. Ausgangslage: 50% der Teilnehmer hatten bereits einmal einen Herzinfarkt erlitten, die andere Hälfte der Teilnehmer nicht. Alter und Geschlecht waren bei beiden Gruppen in etwa gleich.
Resultat
Die meisten Personen mit vorausgegangenem Herzinfarkt hatten wenig höhere BMI-Werte als die Kontrollteilnehmer. Ausgenommen bei Menschen aus dem Nahen Osten und aus Südasien, bei denen wurde bei beiden Gruppen kein Unterschied festgestellt.
Unabhängig von anderen Herzrisikofaktoren wie Blutdruck, Rauchen, Cholesterinwerte, Diabetes etc. zeigten Herzinfarkt-Patienten ein deutlich höheres Taillen-Hüft-Verhältnis. Für diese Beobachtung stellten die Forscher keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, der Ursprungsregion und dem Alter fest.
Das Taillen-Hüft-Verhältnis müsse als Herzerkrankungsrisikofaktor dreimal so hoch eingestuft werden wie die BMI-Werte. Zu beachten sei ausserdem, dass Taillenfett gefährlicher sei als Hüftspeck, so die Forscher.
Zur Sicherung dieser Beobachtungen seien aber weitere Untersuchungen in andern Ländern nötig.
09.11.2005