Früherkennung der Demenz erhöht Behandlungschancen
Die Memory Clinic Basel feiert in diesen Tagen ihr 25-jähriges Bestehen. Die der Akutgeriatrie des Universitätsspitals Basel angegliederte Einrichtung ist auf die Abklärung und Behandlung von Demenzerkrankungen wie zum Beispiel der Alzheimer-Erkrankung spezialisiert.
In den beiden Basel leben heute über 7'000 Menschen mit Demenz. Jedes Jahr erkranken über 1'800 Personen neu. Gedächtnisprobleme sind immer Zeichen eines krankhaften Prozesses und sollten frühzeitig erkannt und umfassend behandelt werden. Vor 25 Jahren wurde mit Hilfe der damaligen Sandoz AG am Felix Platter-Spital in Basel die erste Memory Clinic auf dem europäischen Kontinent eröffnet.
Die Pioniere waren Prof. Dr. med. Hannes B. Stähelin, Ordinarius und Chefarzt für Geriatrie, die Geronto- und Neuropsychologin und erste Leiterin der Memory Clinic, Doris Ermini-Fünfschilling, und von Seiten der Sandoz Prof. Dr. phil. René Spiegel, Extraordinarius für Klinische Psychologie.
Das Ziel war, Menschen in einem Frühstadium einer Demenz, z. B. einer Alzheimer-Krankheit, zu diagnostizieren und ihnen neue Therapien anzubieten. Auf dem Gebiet der medikamentösen Therapie waren zu dieser Zeit nur sehr wenige Optionen verfügbar; viele der neu entwickelten Substanzen konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Erst ab Mitte der 90er Jahre kam eine erste und später eine zweite Generation von Medikamenten auf den Markt, die heute erlauben, den Krankheitsverlauf bei Menschen mit Demenz klinisch relevant zu verzögern.
Neuropsychologische Tests der Memory Clinic sind europaweit Vorbild
Das Pionierhafte an der Memory Clinic Basel, die heute von Prof. Dr. phil. Andreas Monsch geleitet wird, war und ist die umfassende interdisziplinäre und multidimensionale Arbeitsweise von Geriatern, Neurologen, Neuropsychologen und Psychiatern. An den wöchentlich stattfindenden Diagnosekonferenzen werden sämtliche Untersuchungsbefunde eines Patienten vorgestellt und diskutiert. Der Konsensus-Diagnose folgen umfassende Therapieempfehlungen, die dem zuweisenden Hausarzt in einem Bericht übermittelt werden.
Zunächst wurden in Basel bessere Screening-Tools für die Hausärzte entwickelt und wissenschaftlich untersucht. Das von Doris Ermini-Fünfschilling entwickelte Gedächtnistraining war der Beginn einer Erfolgsgeschichte und wurde in der Folge von vielen der sich langsam heranbildenden ähnlichen Einrichtungen in ganz Europa kopiert. Die an der Memory Clinic Basel entwickelte und standardisierte neuropsychologische Demenzabklärung ist mittlerweile zum Mass der Dinge im ganzen deutschsprachigen Europa avanciert.
In den vergangenen 25 Jahren konnte sich die Memory Clinic der Akutgeriatrie des Universitätsspitals auch in anderen wichtigen Punkten weiter entwickeln, darunter labordiagnostische sowie bildgebende Verfahren wie CT, MRI, SPECT und PET. Damit hat die Memory Clinic Basel ihre führende Position in Europa weiter ausgebaut.
Eine bedeutende Erweiterung erfuhr die Demenzabklärung durch ein von Prof. Dr. med. Reto W. Kressig, Chefarzt Akutgeriatrie des Universitätsspitals Basel, im Jahr 2006 nach Basel gebrachtes Verfahren zur Ganganalyse bei Patienten mit Demenzverdacht. Die im Basel Mobility Center durchgeführte Analyse des menschlichen Gehverhaltens erlaubt die Evaluation motorischer und kognitiver Komponenten und das Studium von diagnoserelevanten Interaktionen.
In Zukunft wird und muss die Memory Clinic im Speziellen und die Geriatrie im Allgemeinen weiter an Bedeutung gewinnen. Es ist aus medizinischer Sicht ratsam und erwiesenermassen auch kosteneffizient, wenn möglichst jeder Mensch mit Verdacht auf Demenz frühzeitig eine umfassende Abklärung an einer Memory Clinic durchläuft. Entscheidende Verbesserungen müssen vor allem auf dem Gebiet der Demenz-Therapie beziehungsweise der Prävention von Gedächtnisverlust und Demenz erzielt werden. Hier wird es wichtig sein, die Forschungsmittel – die zurzeit nur etwa ein Fünftel der Mittel der Krebsforschung betragen – angemessen zu erhöhen.
Das 25-Jahr-Jubiläum wird am 10. November 2011 mit einem Festakt im Rahmen des 1. Basler Demenzforums im Bildungszentrum 21 begangen. An der Fortbildungsveranstaltung für medizinische Fachpersonen wird auch Regierungsrat Dr. iur. Carlo Conti, Vorsteher des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt, zu den Gästen sprechen.
Weitere Informationen: www.memoryclinic.ch/
08.11.2011