Geburt: Geheimnis der postnatalen Depression gelüftet?
Frauen, bei welchen die Werte des „Kuschelhormons“ Oxytocin in der Schwangerschaft tief sind, entwickeln eher eine Depression nach der Geburt, wie Forscher der Universität Basel in einer kleinen Studie belegen.
In den letzten Jahren konnten verschiedene Risikofaktoren, welche eine postnatale Depression auslösen können, identifiziert werden. Nebst den hormonellen Veränderungen gehören unter anderem Stress, fehlende Unterstützung in der Familie oder der Partnerschaft und mangelndes Selbstwertgefühl dazu. Das sind nicht belegete, aber vermutete Risiken, welche Frauen nach der Geburt in depressive Gefühle stürzen können.
Ein Team vom Institut für Psychologie der Universität Basel ging diesem Umstand nach und untersuchte, ob ein Zusammenhang zwischen dem sogenannten „Kuschelhormon“ Oxytocin und der nachgeburtlichen Depression besteht. Oxytocin spielt beim Aufbau zwischenmenschlicher Gefühle und Bindungen - und damit nach der Geburt bei der Bindung von Mutter zum Kind - eine wichtige Rolle.
Die Forscher untersuchten 73 gesunde Frauen in der 30. und in der 34. Schwangerschaftswoche. Im Blut bestimmten die Forscher die Oxytoctin-Werte. Zwei Wochen nach der Geburt mussten die Frauen Fragen zu Symptomen, welche auf eine Depression hinweisen, beantworten. Resultat: Bei 14 den 73 Frauen mussten die Forscher eine postnatale Depression vermuten – dies aufgrund der Antworten auf die gestellten Fragen. Verglichen mit den Frauen ohne Depressionssymptome wiesen diese 14 Frauen deutlich tiefere Oxytocin-Werte im Blut auf.
Natürlich müssten weitere und grössere Studien diese Erkenntnisse bestätigen, so die Forscher. Ausserdem müssten die Oxytocinspiegel während der Schwangerschaft noch viel häufiger gemessen werden, da diese Werte starken Schwankungen unterworfen seien.
Dennoch: Die Ergebnisse sind dieselben wie in der bis anhin einzigen durchgeführten Studie zum gleichen Thema. Schon damals zeigten Frauen mit hohen Oxytocinwerten weitaus positivere Gefühle und eine stärkere Bindung zum Kind. Zum Beispiel ist bei diesen Müttern der Blickkontakt zum Kind viel stärker als bei den Frauen mit tieferen Oxytocinwerten.
Falls sich in weiteren Studien der Zusammenhang zwischen Oxytocin und einer postnatalen Depression verfestigt, könnten gerade bei gefährdeten Müttern bereits während der Schwangerschaft vorbeugende Massnahmen eingeleitet werden.
11.05.2011