Gesunde Ernährung in der Schwangerschaft stärkt die embyronale Entwicklung
Die Ernährung in der Schwangerschaft scheint einen grossen Einfluss auf die Gesundheit des Babys zu haben, wie Forscher anlässlich einer US-Studie (National Birth Defects Prevention Study (NBDPS) belegen. Demnach reduziert eine ausgewogene Ernährung nicht nur das Risiko für Neuralrohrdefekte (dazu gehört der Offene Rücken), sondern auch jenes für eine bestimmte Herzmissbildung.
Eine ausreichende Zufuhr von Folsäure in der Schwangerschaft (laut BAG am besten auch bereits davor) scheint die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Defekt beim Kind erheblich zu reduzieren. Folsäure kann über die Ernährung (Gemüse, Obst, Vollkornprodukte) oder mit Ergänzungspräparaten aufgenommen werden.
Aus dem Neuralrohr bildet sich das Rückenmark und das Gehirn des Babys. Zu den häufigsten Neuralrohrdefekten gehören der Offene Rücken (Spina bifida) und die Anenzephalie (hier schliesst sich die Schädeldecke nicht und es fehlen wesentliche Teile des Gehirns).
Die aktuelle nationale bevölkerungsbasierte US-Studie untersuchte nun die Ernährungsgewohnheiten von schwangeren Frauen hinsichtlich der Entwicklung ihres Babys.
Sie wurden dazu in vier Ernährungs-Gruppen eingeteilt:
- 1. Gruppe: ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Milch-, Vollkornprodukten und Fisch; täglich ca. 1462 kcal
- 2. Gruppe: westliche Ernährung mit viel Fleisch, Wurst, weissem Brot, Frittiertem, Mineralwasser, wenig Obst und Gemüse; täglich ca. 1682 kcal.
- 3. Gruppe: ebenfalls westliche Ernährung aber lediglich täglich ca. 1‘410 kcal.
- 4. Gruppe: mexikanische Ernährung mit Hühnchen- und Fleischbeilagen, Obst und Gemüse, scharfe Saucen, Chili, Avocados, Bohnengerichte und Tortillas (Maisfladen); täglich ca. 2044 kcal.
Die 1‘223 Teilnehmerinnen, deren Kinder einen Neuralrohrdefekt sowie 8091 Frauen, deren Kinder Herzmissbildungen entwickelt hatten, wurden mit 6‘807 Frauen (Kontrollfrauen) verglichen, die gesunde Kinder auf die Welt gebracht hatten.
Ein etwa anderthalb Mal so grosses Risiko für Neuralrohrdefekte hatten jene Babys, deren Mütter keine Folsäure zu sich nahmen und sich westlich oder westlich kalorienreduziert ernährten (Gr. 2 und 3) sowie jene die mexikanische Ernährung bevorzugten – dies verglichen mit den Frauen aus der Gruppe 1 (ausgewogene Ernährung).
Auch auf die Entwicklung eines bestimmten Herzfehlers (sogenannte Fallot-Tetralogie) fanden die Forscher einen Zusammenhang zur Ernährung: Bei Babys von Müttern, die zwar Folsäure zusätzlich zu sich nahmen, sich aber westlich ernährten (Gruppe 2) entwickelten doppelt so häufig einen solchen Herzfehler, verglichen mit Frauen mit ausgewogener, gesunder Ernährung.
Die Forscher sind sich bewusst, dass sich mit diesen Resultaten kein direkter Zusammenhang zwischen der Ernährung in der Schwangerschaft und der Entwicklung von Missbildungen bei den Embryos belegen lässt. Sie sind sich aber sicher, dass sich die gesunde, ausgewogene Ernährung (wenig Fleisch, viel Obst- und Gemüse und Vollkornprodukte) positiv auf die Entwicklung des Embryos auswirken kann. Ob damit tatsächlich das Risiko für Missbildungen gesenkt werden kann, wäre natürlich das Optimum, konnte aber nicht wirklich belegt werden.
Dazu ein Ausschnitt zu „Folsäure: Expertenbericht der Eidgenössischen Ernährungskommission zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten aus dem Jahr 2002“:
Hier das Wichtigste in Kürze:
- Jede Frau, die schwanger werden möchte oder könnte- also auch Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten - sollte täglich Folsäure-Tabletten in einer Dosierung von 0.4 mg einnehmen
- Wenn Foläsure-Präparate schon vor und während der ersten 12 Wochen der Schwangerschaft eingenommen wird, verringert sich das Risiko des Kindes für Neuralrohrdefekte und andere Fehlbildungen wie z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder Herzfehler
- Bei jedem Kind besteht eine Gefahr für Neuralrohrdefekte
- Eine Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten etc., d.h. mit Lebensmitteln, die natürlicherweise reich sind an Folsäure, genügt nicht für die Vorbeugung von Neuralrohrdefekten. Aber eine ausgewogene Ernährung ist in der Schwangerschaft und Stillzeit für die Gesundheit von Mutter und die Entwicklung des Kindes trotzdem besonders wichtig
29.05.2013