Giftige Frühjahrsboten: Maiglöckchen und Herbstzeitlose
Mit der Präventionskampagne "Umgang mit Gift: (k)ein Kinderspiel!" macht der Schweizerische Apothekerverband SAV auf das Vergiftungsrisiko durch Frühlingsblumen und -pflanzen aufmerksam.
Bei Kindern und Erwachsenen kommt es im Frühling immer wieder zu Vergiftungen: beim giftigen Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen liegt ein grosses Gefahrenpotenzial, da sie immer wieder mit dem essbaren Bärlauch verwechselt werden.
In der Schweiz ereignen sich bei Kindern bis 10 Jahren rund 10'000 Vergiftungen pro Jahr. Ursachen, dieser meist vermeidbaren Vergiftungen, sind einerseits arglos gelagerte oder verlegte Medikamente, Putzmittel, Zigarettenstummel, Alkohol und die Unkenntnis über die Giftigkeit von Blumen und Pflanzen. Ein Anruf beim Tox-Zentrum (Notfallnummer 145) ist in jedem Fall ratsam, obwohl die Vergiftungen bei Kindern meist glimpflich ausgehen.
Vergiftungsunfälle bei Kindern können in der Regel mit einfachen Vorsichtsmassnahmen verhindert werden; deshalb hat der Schweizerische Apothekerverband SAV die Präventionskampagne "Umgang mit Gift: (k)ein Kinderspiel!" lanciert. Das dazugehörende Faltblatt "Erste Hilfe und Prävention bei Vergiftungen bei Kindern" umfasst die wichtigsten Informationen zu diesem Thema und ist in Apotheken in Deutsch, Französisch und Italienisch erhältlich.
Das Kinderbuch "Nora und das giftige Zeug" wurde für die Hauptzielgruppe der Kinder entwickelt, um hier mit der Prävention, dem Erkennen von Gefahren zu beginnen. Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit Apothekerinnen des SAV sowie mit Kindergärtnerinnen und wird vom Orell Füssli Verlag AG herausgegeben.
Dem Kinderbuch beigelegt ist ein Heft mit einer Checkliste zum Schutz vor Vergiftungsgefahren in Haus und Garten, ein Pflanzenlexikon mit den acht wichtigsten giftigen Zimmer- und Gartenpflanzen sowie wichtige Adressen und Websites.
Maiglöckchen und Herbstzeitlose
Das jetzt blühende Maiglöckchen (Convallaria majalis) wird in vielen Lehrbüchern als hochgiftig bezeichnet. Alle Pflanzenteile enthalten grössere oder kleinere Mengen von Herzglykosiden. Die wichtigsten Zeichen einer Vergiftung nach Einnahme mehrerer Blätter sind Erbrechen und Durchfälle, sowie ein verlangsamter oder unregelmässiger Puls. Dazu kommt es vor allem, wenn die Blätter mit Bärlauch verwechselt und als Salat gegessen werden.
Im Sommer werden die roten Früchte oft von Kleinkindern verschluckt. Sie haben sich jedoch als wenig toxisch erwiesen. In der Schweiz wurde innert 30 Jahren kein schwerer Fall bekannt. Das Tox-Zentrum hat aber bis heute über 1000 Anfragen zum Maiglöckchen erhalten. In den USA sind unter 2639 Zwischenfällen mit irgendeinem Teil der Pflanze keine Todesfälle aufgetreten, und nur drei Patienten hatten ernstere Störungen.
Herbstzeitlosen (Colchicum sp.) enthalten ein hochwirksames Zellgift, das Colchicin, von dem schon weniger als 1 mg pro kg Körpergewicht lebensgefährlich sind. Dem Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum sind von 1966 bis Ende 2004 über 200 Unfälle mit Herbstzeitlosen gemeldet worden. Fünf Vergiftungen endeten tödlich, weitere neun verliefen schwer.
Sollten Uebelkeit, Erbrechen und heftige Durchfälle einige Stunden nach Genuss einer Bärlauchmahlzeit auftreten, rufen Sie am besten sofort das Tox-Zentrum an, denn bei einer allfälligen Colchicinvergiftung darf keine Zeit verloren werden.
28.04.2005