HIV-Behandlung: Keine Resistenz-Entwicklung bei Unterbruch
Schweizer Forscher haben herausgefunden, dass die antiretrovirale Therapie bei HIV-Infizierten ohne negativen Auswirkungen unterbrochen werden kann. Eine Reduktion der starken Nebenwirkungen und der Behandlungskosten sollten die Konsequenzen sein.
Bis heute ging man davon aus, dass eine begonnene HAART-Behandlung unter keinen Umständen unterbrochen werden darf. Eine verkürzte oder verringerte Behandlungsdauer wurde gleichgestellt mit einer möglichen Resistenzbildung der Viren gegenüber den Medikamenten. Ausserdem befürchtete man damit eine Weiterentwicklung der AIDS-Krankheit.
Forscher der Genfer Universitätsklinik wollten wissen, ob eine Unterbrechung der Therapie die Wirksamkeit der Behandlung tatsächlich derart beeinflusst.
Dazu untersuchten sie 430 Patienten mit einer chronischen HIV-Infektion. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Bei 284 Teilnehmern wurde die Therapie gezielt zeitweise unterbrochen. 146 Patienten wurden während 22 Monaten kontinuierlich weiterbehandelt.
Resultate
- In beiden Gruppen waren etwa gleich häufige Resistenzbildungen zu beobachten.
- In beiden Gruppen war die Viren-Zahl etwa gleich hoch, was auf eine gleichbleibende Wirksamkeit der Therapie hindeutet.
- In der ersten Gruppe (unterbrochene Therapie) waren die Nebenwirkungen wie Durchfälle, Übelkeit seltener. Dafür waren andere leichte Krankheitsbilder, wie sie bei HIV-Infektionen auftreten (z.B. Soor/Pilze), häufiger.
Fazit der Autoren
Auch eine unterbrochene HAART-Behandlung kann wirksam sein und - vermehrte Resistenzentwicklung sind nicht in jedem Fall zu befürchten, so der Studienleiter Bernhard Hirscherl.
Ebenso darf die Wirtschaftlichkeit nicht ausser Acht gelassen werden, so Hirscherl. Es könnte mit erheblichen Einsparungen in den Behandlungskosten gerechnet werden. Davon würden vor allem arme Länder mit verbreiteter AIDS-Problematik profitieren.
Die Behandlung der rund 5'000 HIV-Kranken in der Schweiz kostet jedes
Jahr 100 Millionen Franken. Dauert die Behandlung aber nur halb so
lang, sind auch die Kosten nur halb so hoch, so Hirschel.
07.08.2006