Haarausfall – Normal oder ein Grund zur Sorge?
Haarausfall macht unsicher. Welcher Haarverlust normal und vorübergehend ist und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.
Das Haar wächst, ruht, fällt aus
Jeden Tag wachsen auf unserem Kopf neue Haare und andere fallen aus - ein sich stetig wiederholender Zyklus. Der Zyklus besteht aus verschiedenen Phasen: dem Wachstums-, dem Übergangs- oder Rückbildungs- und der Ruhephase. Jedes Haar macht dabei seinen eigenen, von den Nachbarhaaren unabhängigen, Rhythmus durch.
Wenn im Waschbecken, auf dem Kissen oder im Kamm mehr Haare als üblich zurückbleiben, ist das nicht in jedem Fall ein Grund zur Sorge. Es gibt den zum Teil unwiderruflichen, manchmal krankheitsbedingten Haarausfall, den man behandeln muss. Daneben gibt es aber auch bei gesunden Menschen Perioden, in denen diese unter verstärktem Haarausfall leiden. Man nennt diesen Haarverlust auch saisonaler Haarausfall - mit der "Mauser" der Tiere vergleichbar.
Wie viel Haarverlust ist normal?
Normalerweise verliert der Mensch täglich ca. 60 bis 100 Haare; bei einer Gesamtmenge von zwischen 70'000 und 100'000 Haaren ein verkraftbarer Verlust. Diese Haare befinden sich am Ende der Ruhephase (Telogenphase) und werden durch Haare in der Wachstumsphase (Anagenphase) ersetzt. Das Herausfallen der Haare geschieht hauptsächlich durch mechanische Einflüsse wie Waschen, Frottieren, Kämmen oder durch einen Schub des nachfolgenden Zyklus.
Studie belegt – Haarausfall kann saisonbedingt sein
Einige Menschen beobachten während verschiedenen Zeiten einen vorübergehenden, verstärkten Haarausfall. Viele suchen deswegen medizinische Hilfe, weil sie unsicher und besorgt sind, sagen Experten. Andere Menschen bemerken diese "Mauser" gar nicht.
Eine französische Arbeitsgruppe hat sich 1996 mit diesem Phänomen mittels einer Kleinstudie auseinandergesetzt: Zehn Männer nahmen über einen Zeitraum von 8 bis 14 Jahren an der Untersuchung teil.
An derselben Stelle des Kopfes wurde in regelmässigen Abständen während der Ruhephase des Haares mittels einer speziellen Untersuchungsmethode (Phototrichogramm) die Anzahl Haare bestimmt. Ergebnis: Im Spätsommer und im Herbst war der Anteil der bald ausfallenden Haare am höchsten. Bei einigen Teilnehmern wurde im Frühjahr noch ein zweiter Schub mit vermehrtem Haarausfall festgestellt. Die Stärke des temporären Haarausfalls war bei den einzelnen Probanden ganz unterschiedlich.
Für vermehrten Haarausfall im Herbst machten die Forscher die Intensität der Sonnenbestrahlung während des Sommers verantwortlich, d.h., den Einfluss der langen Tage und nicht die Sonnenstärke. Kälte scheint den Haarausfall nicht zu fördern, ausser es handelt sich um Erfrierungszustände. Beim saisonbedingten Haarausfall sollte man eher von einem verstärkten Haarwechsel reden als von verstärktem Haarausfall, so die Experten. Denn: Beim saisonalen Haarverlust wachsen die Haare wieder nach, weil die Haarwurzel nicht zerstört ist. In den meisten andern Fällen von Haarausfall wachsen die Haare nicht mehr nach.
Unwiderruflicher Haarausfall
Haarausfall kann viele verschiedene Ursachen haben; häufig bleibt diese jedoch unklar.
Dreiviertel der Fälle, die in der Haarsprechstunde beurteilt werden, betreffen den anlagebedingten, hormonell bedingten Haarausfall. Männer sind von dieser vererbbaren Form häufiger betroffen als Frauen. Der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie) beginnt häufig schon in jungen Jahren und verstärkt sich mit zunehmendem Alter. Die Ursache ist eine Empfindlichkeit der Haarwurzeln auf Androgene (männliche Hormone). Da Frauen auch männliche Hormone produzieren (Testosteron), können auch sie unter dieser Art von Haarausfall leiden.
Andere Ursachen für Haarverlust können Entzündungen im Bereich der Haarwurzel sein oder eine Immunstörung. Das ist z.B. bei der Alopecia areata (kreisrunder Haarverlust) der Fall. Bei dieser Art von Haarausfall wächst in ca. 30% der Fälle das Haar wieder nach; bei den meisten Betroffenen führt sie jedoch zum totalen Haarverlust (Glatze).
Eine andere Form von Haarverlust ist die diffuse Alopezie: Bei dieser Form befinden sich gleichzeitig viele Haarfollikel in der Rückbildungsphase. Die Folge davon ist ein diffuser, über den ganzen Kopf verteilter Haarausfall. Schuld sind häufig Krankheiten (z.B. chronisch entzündliche Erkrankungen, Krankheiten der Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Hypophyse etc.), bestimmte Medikamente (Chemotherapien), eine radikale Diät, Schwangerschaften, Stress oder ein Eisenmangel.
Ist Haarausfall behandelbar?
Früher musste Mann und Frau sich mit Haarausfall und dessen Folgen – Kahlstellen und Glatzen - abfinden. Ausser dem Tragen von Perücken oder Toupets gab es keine Alternativen. Grossmutters Rezepte, Wässerchen und Tinkturen halfen wenig.
Heute kennt man verschiede Behandlungsmöglichkeiten. Diese richten sich nach der Art und Ursache des Haarausfalls.
Man unterscheidet zwischen vernarbendem und nicht-vernarbendem Haarausfall (Alopezien). Wenn die Haarwurzeln zerstört sind, ist der Haarverlust endgültig, diese Haare kommen nicht wieder. Wenn es sich nur um eine Störung im Haarwachstum handelt, wachsen die Haare zwar nach, können aber vor Ende des Haarzyklus ausfallen oder abbrechen.
Für den androgenetischen (anlagebedingten) Haarausfall gibt es heute Medikamente, die den Haarausfall stoppen können. Neue Haare wachsen aber keine nach. Zusätzliche Mittel wie Aufbaupräparate oder Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Vitamine, Mineralien und Aminosäuren, Gelatine, Kieselerde, Hefetabletten) oder die Ernährungsumstellung z.B. auf Eiweiss-reiche Nahrung, beeinflussen den Verlauf dieser Form nicht. Bei Frauen haben sich Kombinationspräparate aus Östrogen und Gestagen als wirksam erwiesen.
Beim diffusen Haarausfall muss zuerst die zu Grunde liegende Krankheit erkannt und behandelt werden. Da beim diffusen Haarausfall die Haarwurzeln meistens nicht zerstört sind, wachsen die Haare nach der Behandlung häufig wieder nach.
Schwierig wird’s beim kreisrunden Haarausfall: hier sind die Ursachen meistens unklar, was die Behandlung erschwert. Bei den meisten Betroffenen hilft nur die Haarverpflanzung.
Der saisonalbedingte Haarausfall muss in der Regel nicht behandelt werden, es sei denn, es liegt eine Krankheit vor.
14.03.2008 - dzu