Harnwegsinfektionen bei Männern: Verlängerte Antibiotika-Therapie bringt kaum Vorteile
Experten empfehlen bei Männern mit Harnwegsinfektionen eine antibiotische Behandlungsdauer von 7 bis 14 Tagen. Eine Datenanalyse von über 30‘000 männlichen Kriegsveteranen in den USA belegt, dass die Behandlung mit Antibiotika während mehr als 7 Tagen die Rückfallrate nicht mindert.
Diesen Männern wird bei Harnwegsinfekten die Antibiotika-Therapie länger als die üblichen 7 Tage, nämlich bis zu 14 Tage lang, empfohlen.
Ob eine verlängerte Antibiotika-Therapie (länger als 7 Tage) tatsächlich vor Rückfällen schützt, konnte bis heute aber nicht belegt werden. Dies wollten Amerikanische Forscher nun wissen. Gleichzeitig interessierte sie, ob die längere Antibiotika-Therapie häufiger zu einer Infektionen mit Clostridium difficile* führt.
*Anmerkung: Clostridium difficile ist eines der vielen Darmbakterium das auch bei gesunden Menschen in der Darmflora zu finden ist. Durch eine Antibiotika-Therapie kann die Darmflora aus dem Gleichgewicht kommen. Damit kann Clostridium difficile die Überhand nehmen und zu Durchfällen führen. Gleichzeitig kann das Bakterium zu einem sehr gefährlichen Krankenhauskeim mutieren. Die Folgen: Schwere Durchfälle sowie lebensbedrohliche Darmentzündungen oder Sepsis („Blutvergiftung“).
Von 4‘854‘765 männlichen Patienten aus dem Kriegsveterenanen-Ministerium traten bei 33‘336 Patienten im Jahr 2009 ein oder mehrere Harnwegsinfekte auf. Im Schnitt waren die Männer 68-jährig. Die häufigsten Risikofaktoren für einen Harnweginfekt waren wie zu erwarten Diabetes (35%), gutartige Prostatavergrösserung (33%) sowie vorherige Harnwegsinfekte (31%).
35% der Patienten erhielten eine Behandlung von maximal 7 Tagen; 65% wurden während mehr als 7 Tagen antibiotisch behandelt. Zum Einsatz kamen drei verschiedene Antibiotika.
Die längere Behandlungsdauer (über 7 Tage) reduzierte das Auftreten von frühen Rückfällen (nach weniger als 30 Tagen nach Abschluss der Therapie).
Bei längerer antibiotischer Behandlung traten hingegen deutlich mehr späte Rückfälle (nach mehr als 30 Tagen) auf und zwar auch dann, wenn die bekannten Risikofaktoren in die Berechnungen mieinbezogen wurden.
Mögliche Erklärungen dafür, dass späte Rückfälle von Harnwegsinfektionen nach längerer Antibiotika-Therapie häufiger seien, könnten sein, dass gewisse andere relevante Risikofaktoren für Harnwegsinfektionen (z.B. ein Blasenkather) nicht berücksichtigt wurden.
Ausserdem steht zur Diskussion, dass durch die verlängerte Therapie mit Antibiotika die natürliche mikrobielle Darmflora geschädigt wird, was wiederum die Reinfektionsgefahr von Harnwegsinfekten erhöht. Weiter zeigte sich, dass unter bestimmten Antibiotika etwa doppelt so häufig frühe Rückfälle sowie Clostridium difficile Infektionen auftraten als unter anderen Antibiotika, so die Forscher.
27.02.2013