Herzinfarkt ein familiäres Problem?
Pariser Forscher wollen beweisen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes auch familiär bedingt sein könnte.
Jährlich sterben in Deutschland etwa 90 000 Menschen an einem Herzinfarkt. Rauchen, hohe Cholesterin- und Blutdruckwerte gehören dabei immer noch zu den grössten Risikofaktoren. Dennoch können Nichtraucher und Menschen mit guten Werten ebenfalls einen Herzinfarkt erleiden. Die einzige plausible Erklärung dafür scheinen die Mediziner in der erblichen Veranlagung zu sehen.
Eine breitangelegte Untersuchung an Zwillingspaaren scheint die Theroie zu bestätigen. Die Wahrscheinlichkeit an einer gefässbedingten Herzerkrankung zu sterben scheint bei vorbelasteten zwei- und eineiigen Zwillingen etwa viermal höher zu sein, als bei Zwillingen, bei denen keine familiäre Vorbelastung besteht. Dabei steigt der Faktor auf 15 an bei Frauen.
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses des Lehrstuhls für Molekulare Genetik kardiovaskulärer Erkrankungen der Uni Münster stehen Genvarianten, die das Auftreten und den Verlauf koronarer Herzerkrankungen beeinflussen können. Dass es auch genetische Varianten gibt, die vor einem Infarkt schützen, konnte bereits verifiziert werden.
Innerhalb der nächsten Jahre sollen mit Hilfe modernster molekulargenetischer Techniken mehr als 1000 genetische Veränderungen identifiziert und untersucht werden. Dafür stehen am Institut für Arterioskleroseforschung in Münster bereits mehr als 15 000 DNA-Proben zur Verfügung. Dabei sollen nicht nur Veränderungen der Gene relevant sein, sondern auch das Zusammenspiel der verschiedenen Gen-Varianten. Erst durch das Verständnis unterschiedlichster Gen-Kombinationen ist die Entwicklung von Gefässerkrankungen, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen zu erklären.
Nach Abschluss der Forschungsarbeiten, vielleicht in fünf bis zehn Jahren, erhoffen sich die Wissenschaftler, Risikogruppen frühzeitig zu identifizieren und vorbeugend zu beraten können. Die frühzeitige Erkennung des Risikos könnte die Todesursache Nummer eins in Deutschland (Herz-Kreislauferkrankungen) wesentlich eindämmen.
09.03.2004