Herzprogramm ELIPS: Motivation für Patienten nach Herzinfarkt
Im Mittelpunkt des Präventions-Programm ELIPS steht die Motivation und die Anleitung von Herzinfarkt-Patienten zur Vermeidung von alten, gesundheitsgefährdenden Verhaltensmustern. ELIPS wurde erstmals im Kursal Bern den Medien und Gesundheitsfachleuten vorgestellt. Hier das Voting der Leiterin Pflegedienst Kardiologie/Angiologie am Inselspital.
Wie können Patienten nach einem Herzinfarkt zu einer Lebensstilveränderung motiviert werden, damit sie ihre Risikofaktoren positiv beeinflussen? Welche Massnahmen unterstützen Patienten, sich mit neuen Lebensgewohnheiten auseinander zu setzen?
Der Herzinfarkt ist für die Patienten ein einschneidendes Ereignis, das sie verunsichert und viele grundlegende Fragen zum weiteren Leben aufwirft. Die Angst, dass ein solches Ereignis wieder auftreten könnte, aber auch Fragen zu Lebensaktivitäten und möglichen Einschränkungen beschäftigen die Patienten.
Während dem Spitalaufenthalt ist es deshalb wichtig, auf die Bedenken und Ängste der Patienten einzugehen und ihre Fragen zu klären.
Einfluss des Patienten
Die Patienten können durch eine positive Beeinflussung der Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, hoher Blutdruck, Diabetes, mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung wesentlich dazu beitragen, das Risiko eines erneuten Herzinfarktes zu senken. Deshalb ist eine systematische Patienteninformation über ihre Risikofaktoren zentral.
ELIPS unterstützt diesen Prozess mit vier Massnahmen:
- 1. Motivierende Gesprächsführung: Der Appell „Sie müssen sofort mit dem Rauchen aufhören, sonst werden Sie wieder einen Herzinfarkt erleiden“ wird ersetzt durch das partnerschaftliche Gespräch ohne Zeigefinger. Als Pflegefachfrau höre ich aktiv zu, stelle Fragen zu den Aussagen des Patienten und ermutige ihn, eigene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht der Patient und sein Wohlbefinden, nicht eine abstrakte Gesundheitsanweisung.
- 2. Videofilm: Das Video zeigt die Situation eines Patienten mit einem Herzinfarkt mit Notaufnahme, Behandlung im Herzkatheterlabor, Nachbehandlung bis Spitalaustritt und kardiale Rehabilitation. Damit wird dem Patienten die eigene Geschichte wie im Spiegel aufgezeigt, der Krankheitsverarbeitungsprozess wird damit unterstützt.
- 3. Posters und Flyers zu den einzelnen Risikofaktoren: Die Risikofaktoren sind genau beschrieben, samt Vorschlägen, wie die Patienten sie positiv beeinflussen können. Sobald die Patienten sich erheben und gehen können, begleitet sie die Pflegefachperson oder die Physiotherapeutin zu den Posters im Korridor und bespricht jeden Risikofaktor, den der Patient selber besprechen möchte. Davon versprechen wir uns bessere Erfolge als wenn der Patient contre coeur einen Vortrag über sich ergehen lassen muss.
- 4. Austrittsblatt: Hier trägt der Arzt die Risikofaktoren des Patienten, seine Blutfettwerte und seine medikamentöse Behandlung ein. Der Patient selber hält auf der Rückseite fest, welchen Risikofaktor er mit welchen Massnahmen als Erstes beeinflussen möchte.
Dem Austrittsblatt beigelegt ist die Information über ELIPS an den Hausarzt. Dem Patienten wird empfohlen, das Austrittsblatt zusammen mit dem Hausarzt zu besprechen. Der Hausarzt kann ihn so in seinen geplanten Massnahmen unterstützen.
Änderung des Lebensstils erfordert Selbstdisziplin
Seinen Lebensstil ändert man nicht von einem Tag auf den andern, das wissen wir alle. Neue Essgewohnheiten, regelmässige körperliche Bewegung oder Raucherentwöhnung sind ein schwieriger, langer Prozess und brauchen viel Durchhaltevermögen. Diese neue Methode der Motivationsarbeit durch Fachpersonal im Spital, in der Rehabilitation und durch den behandelnden Arzt ist deshalb für die Patienten sehr wichtig.
Das Programm ELIPS mit der motivierenden Gesprächsführung und den übrigen Massnahmen ist geeignet, die Patienten in diesem Prozess zu unterstützen und damit die Risiken für einen erneuten Herzinfarkt zu senken. Die Begleitstudie wird zeigen, wie effektiv ELIPS die Patienten unterstützt.
Marianne Gandon ist Leiterin Pflegedienst Kardiologie/Angiologie am Inselspital, Universitätsspital Bern und Vizepräsidentin der Stiftung für Patientensicherheit.
06.12.2010