Hormonelle Veränderungen durch Weichmacher im Nagellack
Weichmacher geben dem Nagellack die glänzende Textur und machen ihn länger haltbar. Amerikanische Forscher haben nun herausgefunden, dass diese vom Körper aufgenommen werden und zu hormonellen Veränderungen führen können.
Schon länger stehen Weichmacher aufgrund gesundheitsschädigender Wirkung im Fokus von Studien und Diskussionen.
Weichmacher kommen unter anderem in Kunststoffen, Gummiartikeln, Farben und Lacken vor und landen so in vielen Gebrauchsartikeln wie Bodenbelägen, Textilien, als Flammenhemmer in Möbeln, in Sextoys und auch in Kinderspielzeug. Über Plastikmüll gelangen Weichmacher auch in die Nahrungsmittelkette.
Weichmacher bewirken, dass sich Stoffe weicher, geschmeidiger und elastischer anfühlen. Meist werden verschiedene Weichmacher in einem Produkt verwendet. Beim Nagellack wird zum Beispiel Triphenylphosphat TPHP (auch TPP) verwendet, der im Ausgangszustand aus geruchlosen, farblosen bis weissen Plättchen besteht.
Weichmacher TPHP in Nagellacken
Forscher der Duke University sowie der Environmental Working Group (EWG) stellten zunächst fest, dass 49% von über 3‘000 Nagellacken und Nagelpflegeprodukten aus einer EWG-Produktedatenbank, TPHP enthalten. Dabei vermuten die Forscher eine noch höhere Dunkelziffer, da bei einigen Produkten der TPHP-Anteil nicht deklariert wird. TPHP im Nagellack macht den Lack geschmeidiger, streichfähiger und dauerhafter. Klarer Nagellack enthält dabei in der Regel mehr THPH als farbige Lacke.
Die Forscher testeten zehn Nagellack-Produkte: In acht davon fanden sie TPHP. Von den acht Nagellacken mit TPHP war bei zweien aber keine TPHP-Deklaration ersichtlich. Die Labels der Nagellacke wurden in der Studie nicht veröffentlicht, es könne auch sein, dass einige Produktefirmen die Deklaration inzwischen nachgeholt hätten, so die Forscher.
Bei Frauen, die Nagellack mit TPHP verwendeten, stieg innerhalb weniger Stunden nach Lackieren der Biomarker DPHP (Diphenylphosphat), ein Stoffwechselprodukt des TPHP, im Urin drastisch an. Das heisst für die Forscher: TPHP wird via Nagellack sehr schnell vom Körper aufgenommen. Was TPHP im Körper alles bewirkt, ist noch nicht klar. Bisherige Studien – die meisten davon Tierstudien - haben gezeigt, dass der Einsatz des Weichmachers zu hormonellen Veränderungen und Fruchtbarkeitsstörungen führen kann. Möglicherweise erhöht TPHP auch das Risiko für Gewichtszunahme bis zu Fettleibigkeit. Das sei aber noch nicht gesichert und Gegenstand anderer Studien.
Die Erkenntnis, dass Nagellacke Inhaltsstoffe enthalten, die im Verdacht stehen, Störungen im Hormonhaushalt zu verursachen, sei im Hinblick auf die Gesundheit der Frauen und Mädchen sehr beunruhigend, so Johanna Congleton, eine Mitautorin der Studie. Die Tatsache, dass diese Substanz ziemlich schnell nach Auftragen vom Körper aufgenommen wird, gäbe ebenfalls Anlass zur Sorge.
Laut dem Newsblatt 20Min. hat das Warenhaus Manor (unabhängig von der aktuellen Studie) kürzlich einen Nagellack für Kinder zurückgerufen, da Grenzwertüberschreitungen und mangelhafte Deklaration von Inhaltsstoffen entdeckt worden waren.
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04.11.2015