Inselspital: Herzklappe durch die Brustwand eingesetzt
Erstmals in der Schweiz hat ein Herz-Team des Inselspitals Bern eine künstliche Herzklappe durch einen kleinen Schnitt in der seitlichen Brustwand eingesetzt – ohne den Brustkorb von vorne zu öffnen,am schlagenden Herzen.
Gestern Dienstagmorgen um 08.30 Uhr führte Herzchirurg Friedrich Eckstein zusammen mit seinen kardiologischen Kollegen Peter Wenaweser und Stephan Windecker am Inselspital Bern die erste sogenannte transapikale Aortenklappenimplantation* der Schweiz am schlagenden Herzen durch: mit einem kleinen Schnitt direkt zwischen den Rippen hindurch ins Herz, wo die zusammengefaltete künstliche Herzklappe entfaltet und am richtigen Ort positioniert wurde. *Aortenklappe= Klappe der linken Herzkammer.
Operiert wurden in Bern zwei Patienten mit Aortenstenose* und einem zu hohen Risiko für eine konventionelle Herzklappenoperation. Den beiden Berner Patienten geht es nach dem Eingriff gut. *Verengung der Hauptschlagader (Aorta)
Die Aortenstenose ist ein angeborener oder im Lauf des Lebens erworbener Herzklappenfehler. Er kommt in der Schweiz bei ca. 2% der 65jährigen und ca. 5% der über 80jährigen Erwachsenen vor; jüngere Patienten sind seltener betroffen. Bei Auftreten von Symptomen wie Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche führt er unbehandelt innerhalb von ca. 5 Jahren zum Tod.
Kleineres relatives Operationsrisiko
Vorteil der minimal-invasiven chirurgischen, transapikalen Methode für den Patienten: Das Risiko für Hochrisikopatienten ist im Gegensatz zur herkömmlichen Aortenklappenoperation geringer. Das Herz muss während des Eingriffs nicht "abgestellt" und nicht durch die Herz-Lungen-Maschine ersetzt werden. Weitere Vorteile: Die Operationsverletzungen sind geringer, der Spitalaufent-halt wird kürzer und der Patient erholt sich schneller – in der Regel innerhalb weniger Tage – vom Eingriff.
Inselspital hat viel Erfahrung
„Das Auseinanderfalten und Positionieren zusammengeklappter Bioprothesen im Herz ist im Inselspital bereits Routine“, so Bernhard Meier, Chefarzt Kardiologie am Inselspital. Seit Mitte letzten Jahres führte das spezialisierte Kardiologen-Team (Stephan Windecker, Peter Wenaweser, Bernhard Meier) 21mal einen Aortenklappenersatz über die Leistenarterie durch. Dieser Eingriff wird in der Schweiz bisher nur im Inselspital durchgeführt. Das Inselspital ist bei allen kathetergestützten Herzeingriffen die Nummer eins in der Schweiz.
Neu am Eingriff vom 22. Januar: Die zusammengefaltete Klappenprothese der amerikanischen Firma Edwards wurde nicht wie sonst durch die Arterie von der Leiste bis zum Herz vorgeschoben, sondern mit einem kleinen Schnitt direkt durch die Brustwand ins Herz gebracht und dort entfaltet. Damit empfiehlt sich diese Methode für Hochrisikopatienten, bei welchen eine Implantation über die Leistenarterie nicht möglich ist. Dies weil ihre Gefässe in den Leistenregionen durch Verkalkungen zu eng geworden sind oder sich Ablagerungen in der Hauptschlagader gebildet haben. Der Herzkatheter könnte in diesem Fall eine Embolie und einen Schlaganfall auslösen.
''Klassische'' Operation bleibt Standard
Nachteil der minimal-invasiven Methoden: Die schadhafte eigene Herzklappe kann nicht entfernt werden und wird in die Wand der Hauptschlagader gedrückt. „Die "klassische" Operation mit geöffnetem Brustkorb und abgeschaltetem Herzen ist deshalb heute in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle immer noch unumgänglich und der sogenannte „Goldstandard“. „Sie wird jedoch vor allem bei älteren Hochrisikopatienten mit zusätzlichen Erkrankungen und geschwächtem Gesundheitszustand zunehmend durch schonendere, minimal-invasive Verfahren ergänzt“, erklärt Thierry Carrel, Chefarzt Herzchirurgie am Inselspital.
23.01.2008