Internationaler Tag des Autismus
Nach neusten Untersuchungen haben rund 0.7% aller Kinder eine Entwicklungsstörung aus dem Autismusspektrum. In der Schweiz kommen pro Jahr rund 550 Kinder mit einer autistischen Störung zur Welt. Eine frühe Diagnose gefolgt von einer intensiven Therapie kann der Verlauf dieser Wahrnehmungsstörung nachhaltig positiv beeinflussen.
Menschen mit einer autistischen Störung nehmen ihre Umwelt «anders» wahr. Oft orientieren sie sich an Details und haben Mühe, eine Situation ganzheitlich zu erfassen. Sie suchen selten den Blickkontakt und können die Stimmung ihres Gegenübers aus dessen Gesicht kaum erkennen.
Häufig reagieren Betroffene auch über- oder unterempfindlich auf Licht, Geruch, Geräusche oder Berührungen. Die Sensibilität zeigt sich etwa als Faszination für Licht oder glänzende Oberflächen, als Angstreaktionen bei speziellen Geräuschen, als Vorliebe für kräftige Körperkontakte oder als auffälliges Beriechen von Oberflächen oder Ertasten von Gegenständen. Diese Probleme werden oft als Wahrnehmungsstörungen bezeichnet.
Alle diese Schwierigkeiten führen dazu, dass Kinder oder Erwachsene mit Autismus grosse Probleme haben, ihre Umwelt als sinnvolles Ganzes zu verstehen. Ihre Lernmöglichkeiten sind dadurch beeinträchtigt. Betroffenen fällt es schwer, sich in ihre Mitmenschen einzufühlen und adäquate Beziehungen zu ihnen aufzubauen. In den meisten Fällen treten die Symptome bereits in den ersten drei Lebensjahren auf. Autistische Störungen können von geistiger Behinderung begleitet sein.
Die Ursachen des Autismus sind bis heute nicht vollständig geklärt. Bei der Entstehung spielen mit Sicherheit mehrere Faktoren eine Rolle. Genetische Einflüsse und wahrscheinlich biologische Abläufe vor, während und nach der Geburt können die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und die autistische Störung auslösen. Autismus entsteht bestimmt nicht durch Erziehungsfehler oder familiäre Konflikte.
Die Symptome der autistischen Störung sind sehr unterschiedlich und verändern sich in ihrer Ausprägung im Laufe der kindlichen Entwicklung. Durch die richtige Förderung können beeinträchtigte Fähigkeiten verbessert und autistische Verhaltensweisen vermindert werden.
Am besten untersucht und wissenschaftlich überprüft sind autismus-spezifische Programme, die auf verhaltenstherapeutischen Prinzipien beruhen. Andere Ansätze stützen sich eher auf spieltherapeutische Methoden. Alle Programme haben eine klare Struktur und es wird täglich für mehrere Stunden mit dem Kind in einer 1:1 Situation gearbeitet.
In anderen Ländern gehören verhaltenstherapeutische Programme zum Grundangebot, das allen Familien zur Verfügung steht. In der Schweiz lehnen Krankenkassen und IV aber bisher die Finanzierung weitgehend ab und so entstehen für die Eltern grosse Belastungen. Trotzdem führt eine ständig wachsende Zahl von Eltern solche Behandlungen mit ihrem Kind durch. Doch mit der Therapie alleine ist es nicht getan. Viele Kinder mit einer Autismusspektrumsstörung können nur mit Unterstützung die Regelschule besuchen und haben anschliessend Mühe im Berufsleben Fuss zu fassen. Auch in diesen Bereichen sind die Betroffenen und ihre Angehörigen oft auf sich alleine gestellt.
Nutzen Sie den fünften Internationalen Tag des Autismus, um die Öffentlichkeit über diese relativ häufige und doch in all ihren Facetten oft unbekannte Entwicklungsstörung zu sensiblisieren.
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02.04.2012