Internet: Erhöhtes Gruppenselbstmordrisiko
Das Internet scheint eine geeignete Plattform zu sein, um Menschen für einen gemeinsamen Selbstmord zu finden. Vor diesem neuen Trend warnen nun britische Psychiater.
Das Internet könnte für ein Ansteigen der Anzahl von Selbstmordpakten verantwortlich sein. Der Psychiater Sundararajan Rajagopal vom St Thomas' Hospital warnte vor einem beunruhigenden neuen Trend bei Selbstmorden. Fremde, die sich im Internet kennen lernen, planen gemeinsame Selbstmorde, die auch durchgeführt werden.
Laut BBC starben im Oktober neun Menschen in Japan nachdem sie für die Planung ihres Todes spezielle Internetseiten genutzt hatten. Rajagopal publizierte seine Ausführungen im British Medical Journal.
Laut Rajagopal entfallen auf traditionelle Selbstmordpakte weniger als ein Prozent aller Selbsttötungen. Die beteiligten Personen kennen sich normalerweise sehr gut. Meistens handelt es sich um Ehepaare, die häufig kinderlos sind. Rund die Hälfte leidet unter psychologischen Problemen, ein Drittel leidet unter Erkrankungen des Körpers.
Es besteht jedoch ein Risiko, dass das Internet dazu beiträgt, diese Selbstmordform durch so genannte Cybersuicides grundlegend zu verändern. Eine steigende Anzahl von Internetseiten beschreibt Verfahren zur Selbsttötung inklusive Angabe zu tödlichen Medikamentendosierungen.
Der Psychiater geht davon aus, dass derartige Sites bei empfänglichen Menschen ein suizidales Verhalten auslösen können. Besonders betroffen seien allein lebende junge Menschen. So erhielten schwer belastete Menschen Kontaktmöglichkeiten zu anderen Betroffenen, über die sie normalerweise nicht verfügen würden.
06.12.2004