Jährlich sterben 1600 Personen aufgrund von Alkoholkonsum
Fast alle Menschen in der Schweiz geniessen alkoholische Getränke, die überwiegende Mehrheit in einer unproblematischen Art und Weise. Doch einige trinken zu viel, zu oft oder zur falschen Zeit. Das schadet der eigenen Gesundheit und stellt einen bedeutsamen Risikofaktor in Bezug auf Krankheiten und Verletzungen dar.
Die WHO geht von über 60 Krankheitsbildern im Zusammenhang mit Alkoholkonsum aus und bei weiteren 200 Krankheiten wird das Risiko einer Erkrankung durch Alkoholkonsum beeinflusst.
Auch die Studie zu alkoholbedingten Todesfällen verdeutlicht dies: Jeder 12. Todesfall in der Schweiz ist auf Alkoholkonsum zurückzuführen.
Im Jahr 2011 sind dies rund 1600 Tote im Alter von 15 bis 74 Jahren, drei von fünf dieser Todesfälle sind bedingt durch chronisch starken Alkoholkonsum. Alkoholmissbrauch ist ein wesentlicher Risikofaktor bei der Entstehung von nichtübertragbaren Krankheiten.
Die Studie «Alcohol-attributable mortality in Switzerland between 1997 and 2011» wurde im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit BAG von Sucht Schweiz durchgeführt. Sie liefert Zahlen zu den alkoholbedingten Todesfällen in der Schweiz und ihren Ursachen im Zeitraum von 1997 bis 2011.
Als Datengrundlage dienten Zahlen zum Alkoholkonsum und zu den Todesfällen, die nach aktuellsten Berechnungsmethoden der Studie «Global Burden of Disease and Injury» ausgewertet wurden.1 Die Untersuchung beschränkt sich auf die Altersgruppe zwischen 15 und 74 Jahren.
1600 alkoholbedingte Todesfälle im Jahr 2011
Die Berechnungen der Studie zeigen auf, dass in der Schweiz im Jahr 2011 rund 1600 der insgesamt 18’500 Todesfälle in der Altersgruppe zwischen 15 und 74 Jahren auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind.2 Damit ist jeder 12. Todesfall durch Alkohol verursacht. Mit 1181 Männer sind im Vergleich zu 419 Frauen knapp dreimal mehr Männer betroffen. Diese Zahlen berücksichtigen auch die sogenannt protektiven Effekte von Alkohol, gemeint ist damit der positive Einfluss eines geringen Alkoholkonsums auf Herzkrankheiten und Diabetes. Solche schützenden Effekte sind in ihrer Wirkung jedoch bei weitem geringer als die durch Alkoholkonsum verursachten negativen Konsequenzen. Bei starkem chronischen Alkoholkonsum entfällt der Anteil schützender Effekte gänzlich.
Alkoholbedingte Todesursachen
Krebserkrankungen, Unfälle und Verletzungen sowie Krankheiten des Verdauungssystems machen den Grossteil der alkoholbedingten Todesfälle aus. Einige dieser Krankheiten alkoholbedingt, so beispielsweise alkoholische Leberzirrhose und psychische Störungen. Bei anderen Krankheiten bildet der Alkohol einen Faktor von vielen, der die Krankheit mit verursacht. Hierzu werden grösstenteils chronische Krankheiten wie Krebs oder Bluthochdruck gezählt.
Bei den Unfällen und Verletzungen lässt sich unterscheiden zwischen unbeabsichtigten Verletzungen wie Verkehrsunfällen oder Stürzen und Suiziden. Die Ursachen der alkoholbedingten Tode verändern sich über die Altersgruppen hinweg. Bei jungen Erwachsenen sind es primär Unfälle und Verletzungen, die durch den risikoreichen Konsum von Alkohol verursacht werden. In der Altersgruppe ab 45 Jahren treten vermehrt Krankheiten des Verdauungssystems – primär alkoholische Leberzirrhose – und psychische Störungen auf. Ab 55 Jahren gewinnen Krebserkrankungen zunehmend an Gewicht bei der Todesursache.
Sowohl Rauschtrinken wie auch chronischer Konsum sind risikoreich
Rund drei Fünftel der alkoholbedingten Tode sind auf chronischen Risikokonsum4 zurückzuführen. Im Umkehrschluss sind 2 von 5 alkoholbedingten Todesfällen massvollem Rauschtrinken5 – dem starken Konsum bei einzelnen Gelegenheiten – verschuldet. Hierbei lässt sich beobachten, dass der tägliche Alkoholkonsum – und somit der chronische Risikokonsum – mit dem Alter zunimmt. Der relative Anteil der alkoholbedingten Todesfälle an allen Todesfällen ist jedoch bei den jungen Menschen im Alter zwischen 25 bis 35 Jahren mit einem Anteil von fast einem Viertel bei Männern am grössten. Bei diesen durch Alkoholkonsum verursachten Todesfällen ist dem Konsummuster des Rauschtrinkens hohes Gewicht zuzumessen. So trinken sich rund 25 Prozent der Männer und Frauen dieser Altersgruppe mindestens einmal im Monat in den Rausch, in der Folge steigt das Risiko von Verletzungen und Unfällen.
Entwicklungstendenzen 1997–2011 – Frauen vermehrt betroffen
Bei den Männern ist seit 1997 der Anteil der alkoholbedingten Todesfälle annähernd konstant geblieben, wobei sowohl die Gesamttodesfallzahl wie auch die Anzahl alkoholbedingter Todesfälle in den letzten Jahren leicht abgenommen haben. Doch auch der leicht sinkende Trend bei Männern kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Todesfallzahlen aufgrund von Alkoholkonsum nach wie vor hoch sind. Die Gesamttodesfallzahl hat auch bei den Frauen abgenommen, hingegen ist die Anzahl alkoholbedingter Todesfälle gestiegen.
Mit anderen Worten hat damit der Anteil der durch Alkohol verursachten Tode bei Frauen in den letzten 15 Jahren zugenommen. Alkohol führt also dazu, dass der generelle Trend der steigenden Lebenserwartung bei Frauen geschmälert wird. Alkohol ist ein Risikofaktor für Verletzungen, Unfälle und nicht übertragbare Krankheiten; die Prävention von Alkoholmissbrauch bleibt daher eine wichtige Aufgabe zum Schutz der Gesundheit.
01.07.2013