Jugendliche leiden mehr unter ''sich Dickfühlen'' als unter ''Dicksein''
Das tatsächliche Gewicht übergewichtiger Jugendlicher scheint für sie selber weniger ein Problem zu sein, als wenn sie sich für zu dick halten. Das hat eine Studie des Robert-Koch-Institutes ergeben.
Einerseits wurden sie gewogen, um das tatsächliche Gewicht (BMI) festzustellen. Andererseits mussten sie sich selber einschätzen von „viel zu dünn“ bis „viel zu dick“ und Fragen zu ihrer Lebensqualität beantworten. Zusätzlich füllten alle Eltern einen Fragebogen aus.
Die Selbsteinschätzungsfragen lauteten:
''Glaubst du, dass du
- viel zu dünn bist
- ein bisschen zu dünn bist
- genau das richtige Gewicht hast
- ein bisschen zu dick bist
- viel zu dick bist?''
Zu den Fragen zur Lebensqualität gehörte das körperliche und psychische Wohlbefinden, Selbstwert, Wohlbefinden in der Familie, unter Freunden, in der Schule etc.
Mädchen halten sich - unabhängig von ihrem Körpergewicht - für ''zu dick''
Fast 55% der weiblichen Teilnehmerinnen halten sich für zu dick; bei den Jungs waren es 36%. Tatsächlich waren aber ca. 75% aller Jugendlichen normalgewichtig; 18% waren übergewichtig und etwas über 7% untergewichtig.
Lebensqualität hängt von Selbsteinschätzung ab
Die Lebensqualität adipöser (übergewichtiger) Jugendlicher hängt vom Gewicht ab. Jugendliche, die sich ''viel zu dick'' fühlen, leiden jedoch mehr darunter, egal, wie schwer sie tatsächlich sind. Besonders frappant ist dies bei den Mädchen. Wenn z.B. übergewichtige Mädchen ihre Figur als ''genau richtig'' bezeichnen, ist ihre Lebensqualität gleich gut wie die der Normalgewichtigen.
Schlankheitswahn setzt nicht allen Jugendlichen gleich stark zu
Die Forscher weisen darauf hin, dass der gesellschaftliche Druck des „Schlankheitswahns“ auf die Jugendlichen sehr gross ist. Deswegen erstaunt die Experten die Tatsache, dass trotz Stigmatisierung, 40% der Befragten mit Übergewicht, ihre Figur als ''genau richtig'' bezeichnen.
Das Fazit der Autoren: Die Anzahl der Jugendlichen, die sich für übergewichtig halten, ist in den letzten Jahren stärker gestiegen, als die Zahl der tatsächlich Adipösen. Sie fordern deshalb, dass Übergewicht und die Prävention von Essstörungen (z.B. das Aufzeigen von verzerrter Körperwahrnehmung) nicht unabhängig voneinander stattfinden dürfen, sondern Hand in Hand gehen müssen.
03.06.2008