Kopfschmerzen durch Schmerzmittel
Chronischer Kopfschmerz sollte nicht wahllos mit Schmerzmitteln bekämpft werden. Experten warnen davor, weil Schmerzmittel Dauerkopfschmerzen verursachen können.
Patienten, die aus Angst vor einer nächsten Kopfweh-Attacke Schmerzmittel schlucken, können sich so selber Dauerkopfschmerzen verursachen. Davor warnt die Deutsche Migräne- und Kopfwehgesellschaft (DMKG).
Gefährdet für die Entwicklung dieses Krankheitsbildes sind Patienten, die ursprünglich an einer Migräne oder an einem Spannungskopfschmerz litten, das sind etwa ca. 5-10% aller Kopfweh-Patienten.
Dumpf-drückende Schmerzen im ganzen Kopf, täglich und bereits schon früh am Morgen, sind auf die Dauer unerträglich und schränken die Lebensqualität ein. Der Griff zu einem Schmerzmittel darf aber nicht als Dauerlösung angesehen werden. Wer an mehr als 10 Tagen im Monat Schmerzmittel schluckt, kann sich selber den sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz einhandeln.
Die einzige Methode sich von diesem Kopfschmerz zu befreien, ist der Entzug von Schmerzmitteln. Ein Forscherteam von der neurologischen Universitätsklinik Essen hat im Rahmen einer mehrjährigen Untersuchung Patienten mit medikamenteninduziertem Kopfschmerz überprüft.
Sie stellten fest, dass das Rückfallrisiko im ersten halben Jahr nach Absetzen der Medikamente am grössten ist. Knapp ein Drittel (31%) der insgesamt 96 beobachteten Patienten wurden rückfällig. Bis zum Ende des ersten Jahres nach dem Entzug erhöhte sich die Zahl der rückfällig gewordenen Patienten von 31% auf 41%. In den darauf folgenden drei Jahren wurden dann nur noch weitere zwei Patienten rückfällig. Insgesamt stieg der Prozentsatz der Rückfallpatienten damit auf 45%.
Migränepatienten wurden deutlich seltener rückfällig als Patienten, die an chronischem Spannungskopfschmerz oder einer Kombination aus Spannungskopfschmerz und Migräne litten. Auffällig war auch, dass Migräne-Patienten, die ihre Attacken mit Migränemedikamenten (Triptanen) behandelten, ein geringeres Rückfallrisiko hatten als jene, die Schmerzmittel (Analgetika) genommen hatten.
Spätfolgen
Dauerkopfschmerzen sind nicht die einzige Folge des chronischen Schmerzmittelmissbrauchs. Es kann zu Gefässverschlüssen (Claudicatio intermittens), Bauchkrämpfen, Angina pectoris, Nierenschäden, Magen-Darmgeschwüren sowie zu Tumoren im Harnbereich kommen. Viele Patienten zeigen auch depressive Symptome, die nach einem Medikamentenentzug deutlich besser werden.
Entzug
Der Schmerzmittelentzug kann ambulant oder stationär durchgeführt werden. Begleitende Massnahmen (psychologische Betreuung, Verhaltenstherapie) unterstützen den Entzug und können helfen, die Rückfallquote zu verringern.
07.07.2005