Krank vor lauter Gesund-Essen
Eine neue Essstörung breitet sich immer mehr, nicht nur unter Popstars, aus: das krankhafte Gesundessen, die Orthorexia nervosa. Dabei handelt es sich um eine Fixierung auf gesunde Ernährung.
Oberflächlich betrachtet, beginnt die Orthorexia nervosa meist sehr harmlos, nämlich als Wunsch abzunehmen, als Wunsch eine chronische Erkrankung zu überwinden oder als Wunsch schlechte Ernährungsgewohnheiten abzulegen.
Mit der Zeit jedoch nehmen die Fragen, welche Lebensmittel in welcher Menge zu konsumieren sind, und die Angst vor den Folgen unbesonnener („falscher“) Ernährung einen immer grösseren Raum ein. Schliesslich werden Planung, Einkauf, bereitung und Verzehr von Nahrungsmitteln zum Mittelpunkt des Lebens solcher Menschen – was die Orthorexia nervosa zu einer Essstörung macht.
Während jedoch Bulimie-Kranke (Ess-Brechsucht) und Magersüchtige (Anorexia nervosa) sich auf die Menge des Essens konzentrieren, sind Orthorexie-Erkrankte auf dessen Qualität fixiert. Allen drei Krankheitsbildern jedoch ist gemeinsam, dass der Nahrung ein übertriebener Platz im Leben eingeräumt wird.
Wie in der Zeitschrift Woman zu lesen ist, sind Betroffene häufig Frauen und Angehörige höherer Bildungsschichten, die sich für Gesundheitsfragen interessieren. Auch unter Prominenten gelte es als schick, sich permanent mit der Ernährung zu beschäftigen: "Ich denke jeden Tag darüber nach, was ich essen darf und was nicht", zitiert die Zeitschrift das Ex-Spice-Girl Geri Halliwell.
Laut der Zeitschrift gibt es bestimmte Anlässe, die zu einer zwanghaften Fixierung auf gesunde Kost führen können: "Orthorexia nervosa beginnt meist mit dem Vorsatz, 'schlechte' Ernährungsgewohnheiten abzulegen - mitunter lösen auch aktuelle Lebensmittelskandale den Impuls aus."
14.06.2004