Leberwerte: Bei erhöhtem Risiko prüfen lassen
Wer meint, nur Alkoholiker hätten ein erhöhtes Risiko für Lebererkrankungen liegt falsch. Ein hohes Risiko für eine nichtalkoholische Fettleber haben stark Übergewichtige, was auf ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel zurückzuführen ist, schreiben Experten zum Lebertag.
Um Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs zu vermeiden, ist eine frühe Diagnose entscheidend. Menschen mit erhöhtem Risiko für Lebererkrankungen sollten daher regelmässig ihre Leberwerte im Blut bestimmen lassen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) anlässlich des Deutschen Lebertages am 20. November.
Zu den gefährdeten Patienten zählen unter anderem übergewichtige und alkoholkranke Menschen. Auch Patienten, die dauerhaft Medikamente einnehmen, gehören zur Risikogruppe, so die DGVS. Veranstalter des Aktionstages „Neue Chancen für die Leber“ sind die Gastro-Liga, die Deutsche Leberhilfe und die Deutsche Leberstiftung.
Lebererkrankungen verlaufen häufig schleichend, verursachen meist keine Symptome und werden daher erst spät erkannt. Nicht behandelte Lebererkrankungen können langfristig zu einer Leberzirrhose, also einer Vernarbung der Leber, oder zu Leberzellkrebs führen. In der Folge geht das Gewebe zugrunde, oft rettet nur eine Transplantation den Patienten.
„Dabei können wir viele Lebererkrankungen bei einer rechtzeitigen Diagnose erfolgreich behandeln oder sogar heilen“, erklärt DGVS-Mediensprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein aus Aachen. Bei Hepatitis B könne eine antivirale Behandlung das Voranschreiten der Krankheit verhindern. Der Hepatitis C-Virus lasse sich mit neuen Medikamenten sogar komplett eliminieren.
Alkohol und Übergewicht als Risiko
Die am weitesten verbreitete Lebererkrankung in Deutschland ist die Nicht-alkoholische Fettleber. Sie betrifft etwa 30 Prozent der Bevölkerung. In der Regel geht die Erkrankung auf gesundheitliche Risikofaktoren wie Adipositas, unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel zurück. Auch übermässiger Alkoholkonsum führt zu einer Fettleber. Bei Frauen gelten 10 Gramm Alkohol pro Tag als unschädlich für eine gesunde Leber. Das entspricht einem Viertel Liter Bier oder einem Achtel Liter Wein. Bei Männern gilt die doppelte Menge als Grenzwert. Ausserdem können Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus oder Fettstoffwechselstörungen die Entstehung einer Fettleber fördern.
„Unser Ziel muss es sein, Lebererkrankungen zu diagnostizieren, bevor es zu Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs kommt“, so Trautwein. Eine Fettleber etwa könne sich vollständig zurückbilden, sofern man die Ursache ausschaltet. Eine der häufigsten genetischen Lebererkrankungen, die sogenannte Eisenspeicherkrankheit, können Ärzte mit Hilfe von Medikamenten und regelmässigen Aderlässen behandeln. „Bei dieser Erkrankung reichert sich zu viel Eisen im Körper an und die Leber kann dadurch schweren Schaden nehmen“, erklärt Trautwein. „Die Therapie zielt darauf ab, den Eisengehalt im Körper zu senken“. Auch Medikamente können Leberschäden verursachen. Zu den Arzneimitteln, die häufig die Leber beeinträchtigen, gehören neben Paracetamol und bestimmten Rheumamedikamenten vor allem Antibiotika.
Die DGVS fordert die Aufnahme eines Lebertests ins Vorsorgeprogramm der gesetzlichen Krankenkassen. Obwohl zum Beispiel beim „Check-up 35 plus“ eine Blutentnahme erfolgt, gehört die Erhebung der Leberwerte bislang nicht zum Programm. „Dabei könnte die Früherkennung einer Hepatitis oder einer Fettleber Folgekrankheiten und deren Behandlungskosten reduzieren“, ist Trautwein überzeugt. Kassen übernehmen die Kosten für einen Test der Leberwerte derzeit nur, wenn ein Verdacht vorliegt.
Am 20. November, dem Aktionstag unter dem Motto „Neue Chancen für die Leber“, organisieren die Gastro-Liga und andere Organisationen bundesweit Informations-Veranstaltungen, um die Aufmerksamkeit gegenüber Lebererkrankungen zu erhöhen.
Was macht die Leber krank? Vortrag von Prof. Dr. med. Gerd Treiber, Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie FMH, Gastrozentrum Hirslanden Klinik Aarau.
Linkempfehlung
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
24.11.2015