Lecithin gegen chronische Dickdarmentzündung im Test
Forscher der Uni-Klinik Heidelberg testeten erstmals ein Lecithin-Präparat bei Patienten mit chronischer Dickdarmentzündung (Colitis ulcerosa). Lecithin, das auch ein Bestandteil der Darm-Schleimhaut ist, scheint sich schützend und heilend auf die Darmwand auszuwirken.
Die Erkrankung Colitis ulcerosa beginnt meist im jungen Erwachsenenalter. Blutige Durchfälle und heftige Schmerzen durch Geschwüre im Dickdarm prägen das Krankheitsbild.
Die Ursache der Krankheit ist nicht bekannt. Zudem erhöht sich das Risiko für Darmkrebs bei Colitis-Patienten um ein vielfaches. Die bisher angebotenen Medikamente, wie entzündungshemmende Kortisonpräparate, haben erhebliche Nebenwirkungen.
Die Schleimhaut im Darm bietet einen wichtigen Schutz vor Bakterien oder anderen Entzündungsauslösern. Ein wichtiger Bestandteil der intakten Darmschleimhaut ist Phosphatidylcholin (Lecithin). Bei Colitis ulcerosa-Betroffenen besteht ein Mangel an diesem speziellen Fett. Die Wissenschaftler der Abteilung Gastroenterologie an der Uni-Klinik Heidelberg beschäftigen sich sei Jahren mit der Hypothese, dass durch diesen Mangel der Darm nicht mehr ausreichend vor Entzündungen geschützt ist.
Lecithin zur Behandlung kann in die Darmschleimhaut eingebaut werden und damit wieder ausreichend Schutz bieten. Mit diesem Wissen entwickelten die Mediziner ein Lecithinpräparat, dass erst im Darm freigesetzt und somit nicht von den Verdauungssäften angegriffen wird.
Für die Studie wurden 60 Patienten mit aktiver chronischer Colitis ulcerosa ausgewählt. Ein Teil der Patienten bekam das Lecithin-Präparat, der Rest bekam ein Scheinmedikament (Placebo).
In dieser ersten Untersuchung konnten sie beweisen, dass das Phosphatidylcholin wirkte: bei fast allen Teilnehmern (90%), die Lecithin einnahmen, verbesserten sich die Beschwerden innerhalb von drei Monaten und bei rund 60% konnte eine Gesundung festgestellt werden. In der Placebogruppe waren es nur 10%.
Nebenwirkungen gab es, wie die Experten erwarteten, bei keinem der Untersuchten. Die Forscher betonen, dass keine gleichzeitige immunsuppressive oder Cortison-Behandlung erfolgte.
Zur Prüfung dieses therapeutischen und ev. prophylaktischen Konzeptes werden zurzeit mehrere placebokontrollierte Wirksamkeitsstudien mit Lecithinpräparationen an einer grösseren Anzahl Patienten durchgeführt.
11.08.2005 - Prof. Dr. Wolfgang Stremmel