Lungenembolien: Leichtere Fälle können auch zuhause behandelt werden
Patienten mit einem Blutgerinnsel in den Lungengefässen (Lungenembolie) müssen nicht zwingend ein Spitalbett hüten. Die kostengünstigere ambulante Behandlung ist in vielen Fällen genauso sicher.
Behandlung meistens im Spital
In der Schweiz erleiden alljährlich schätzungsweise 7'500 Patienten eine Lungenembolie. Die möglichen Folgen davon sind Atemnot, Brustschmerzen oder ein Kreislaufkollaps. Behandelt werden die Gerinnsel durch blutverdünnende Medikamente, die meistens als Spritzen und Tabletten verabreicht werden.
Während schwere Lungenembolien mit instabilem Kreislauf im Spital behandelt werden müssen, haben viele Patienten mit leichteren Lungenembolien auch zuhause eine relativ gute Prognose. Trotzdem werden in der Schweiz und weltweit die allermeisten Lungenembolie-Patienten unabhängig von ihrer Prognose im Spital behandelt.
344 Patienten untersucht
Die Forscher aus der Schweiz, Belgien, Frankreich und den USA untersuchten von Februar 2007 bis Juni 2010 den Krankheitsverlauf bei 344 Patienten mit leichteren Lungenembolien in 19 Notfallstationen der vier Länder. Alle Patienten erhielten Blutverdünner als Tabletten und Spritzen. Je die Hälfte der Patienten wurde nach dem Zufallsprinzip zuhause oder im Spital behandelt. Die Spritzen wurden den zuhause behandelten Patienten durch sich selbst, durch Angehörige oder durch die Spitex verabreicht. Der Versuch war durch die zuständigen Ethikkommissionen bewilligt worden.
Innerhalb von 90 Tagen nach dem Spitalaustritt starb in der ambulanten Gruppe und in der Spitalgruppe je ein Patient. Einer der ambulanten Patienten erlitt eine erneute Lungenembolie, bei drei Patienten kam es zu Blutungen, die eine erneute Spitalbehandlung notwendig machten.
Studienleiter Drahomir Aujesky vom Inselspital: „Aufgrund der nur sehr kleinen Komplikationsunterschiede darf davon ausgegangen werden, dass ambulante und stationäre Therapie bezüglich Risiko vergleichbar sind.“ Auch die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Behandlung war in beiden Gruppen sehr hoch. Hohes Sparpotential Der Studienleiter schätzt, dass etwa 30 Prozent aller Lungenembolien zuhause behandelt werden könnten. Drahomir Aujesky: „Durch das Vermeiden von unnötigen Hospitalisierungen könnten erheblich Kosten gespart werden. Zudem bevorzugen es viele jüngere, beruflich aktive Patienten, zuhause behandelt zu werden.“
28.06.2011