Mammographie: Braucht die Schweiz ein organisiertes Früherkennungsprogramm?
In der Schweizer Diskussion um ein Mammografie-Screeningprogramm für alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren stehen Nutzen und Grenzen des organisierten Screenings im Brennpunkt.
Der folgende Artikel ist eine Kurzzusammenfassung aus dem Fachblatt Gynäkologie Nr. 1, 2007 des Rosenfluhverlags. Am Ende des Artikels finden Sie den gesamten Artikel als PDF zum ausdrucken.
Während das Programm in vielen EU-Ländern eingeführt ist, ist es hierzulande nur in den Westschweizer Kantonen implantiert – und dort auch nur bis Ende 2007 gesichert.
Die Evaluation der bestehenden Programme wird Grundlage für den Entscheid der Kantone sein, ob das organisierte Screening weitergeführt respektive eingeführt wird.
Systematisches Mammografiescreening im Überblick
Definition und Ziele
Organisiertes (systematisches) Mammografiescreening
bedeutet:
Alle Frauen eines Kantons zwischen 50 bis 69 Jahren, dem Alter mit der häufigsten Mammakarzinominzidenz, werden per Brief eingeladen, alle zwei Jahre an einem Mammografiescreening teilzunehmen. Ziel ist, flächendeckend alle Frauen dieser Altersgruppe des Kantons zu erreichen, um ein Mammakarzinom im Früh- oder Vorstadium zu entdecken und einer noch möglichen kurativen Behandlung zuzuführen.
Zu unterscheiden ist das opportunistische Mammografiescreening, bei der Frauen mit Verdacht auf einen Brusttumor auf ärztliche Verordnung eine Mammografie (wie auch allfällige weitere Untersuchungen) zur Abklärung erhalten.
Zentren
Ausgewiesene Röntgenzentren, welche festgelegten und
streng kontrollierten Qualitätskriterien für ein Mammografiescreening
entsprechen müssen.
Kostenübernahmen
Die Kosten des organisierten Screenings sind im Leistungskatalog der Krankenversicherungen der beteiligten Kantone enthalten; für die Frauen entstehen bis auf einen geringen Selbstbehalt (bis zu 15 Franken) keine Kosten. Die Franchise wird nicht fällig. Die Kosten des opportunistischen Screenings werden wie alle Leistungen im Rahmen der Krankenversicherung übernommen. Selbstbehalt und Franchise werden zu den gewählten Konditionen fällig.
Aktuell am Screeningprogramm beteiligte Kanton
Genf, Waadt, Wallis, Freiburg, Neuenburg, Jura (die beiden letztgenannten erst seit 2007): Die Beteiligung ist allerdings nur bis Ende 2007 gesichert. St. Gallen: Der St. Galler Kantonsrat hat im Februar eine Motion überwiesen, welche die Regierung beauftragt, dem Rat ein Screeningprogramm vorzulegen.
Die Zeichen stehen gut, dass der Kanton St. Gallen als erster Deutschschweizer Kanton ein Früherkennungsprogramm anbietet. Aargau und Tessin: Eine Interpellation betreffend kantonalem Programm hat der Aargauer Regierungsrat im März 2006 beantwortet. Im Tessin wurde im Mai 2006 eine Motion für die Einführung eines Programms eingereicht.
Quelle: Rosenfluh Publikationen, Gynäkologie Nr 1 2007
Was ist eine Mammographie?
Die Mammographie ist eine konventionellen Röntgenaufnahme der weiblichen Brust. Das Brustgewebe weist nur geringe Dichteunterschiede auf. Deshalb wird eine "weichere" Röntgenstrahlungals z.B. bei Lungen oder Knochenaufnahmen benötigt werden. Diese erhält man durch eine spezielle Röntgenröhre.
Die weichere Strahlung erlaubt die Unterscheidung von Geweben mit nur geringen Dichteunterschieden z.B. von Drüsengewebe, Fett und eventuell vorhandenen krankhaften Veränderungen (Tumoren, Zysten etc.)
Um eine gleichmässge Abbildung der gesamten Brust zu erhalten muss sie zwischen zwei Plexiglasscheiben komprimiert werden. Dies ist ein unverzichtbarer, wenn auch mitunter schmerzhafter Bestandteil der Untersuchung, der durch die verbesserte Möglichkeit der Früherkennung eines Brustkrebses bei weitem aufgewogen wird. Die Mammographie wird umso besser und aussagekräftiger, je stärker die Brust komprimiert wird. Gleichzeitig führt die Kompression zu einer reduzierten Strahlenbelastung.
Linkempfehlung
21.11.2007