Methylphenidat wirkt nicht gegen Kokainsucht
Dies hat ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt mit Abhängigen in Basel und Bern ergeben, wie am Montag das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte. Methylphenidat (Ritalin®) gehört zu den Amphetaminen.
62 Kokainsüchtige hatten an dem Versuch an der Psychiatrischen Uni-Klinik Basel und im Kontrollierten Drogenabgabeprogramm (Koda) in Bern teilgenommen. Die Studie wurde unter Aufsicht und mit der Bewilligung des BAG durchgeführt.
Resultat
Die Verabreichung von Ritalin® habe nicht zu einer Reduktion des Kokainkonsums oder des Verlangens nach der Droge geführt, schreibt das BAG in seinem jüngsten Bulletin. Es seien keine Hinweise für die Wirksamkeit des Medikaments in der Behandlung von Kokainabhängigen gefunden worden.
Ein Versuch mit Methylphenidat (Ritalin®) war schon einmal mit Methadon-Patienten durchgeführt worden. Der dabei zum Teil erzielte Beruhigungseffekt sollte nun bei Kokainsüchtigen herbeigeführt werden, mit dem Ziel, vom Kokain wegzukommen. Methylphenidat wird üblicherweise an Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität verschrieben.
Auszug aus Medikamenten-Kompendium: Methylphenidat
Methylphenidat gehört zur Gruppe der Amphetamine und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz, daher ist jede Verschreibung meldepflichtig.
Methylphenidat wirkt anregend und produziert pharmakologische Effekte, die denen von Kokain und anderen Amphetaminen ähnlich sind.
Methylphenidat wird auch für die Behandlung der Narkolepsie (eine Schlaf-Wach-Störung mit Symptomen wie Tagesschläfrigkeit, Kataplexie, fraktioniertem Nachtschlaf, auch übersetzt als "unerholsamer Schlaf") eingesetzt.
Die Zunahme der Produktion und Verwendung dieser Droge in den letzten Jahren muss im Wesentlichen auf die Behandlung von ADHS-Kindern (Kinder mit dem Hyperaktivitätssyndrom) zurückgeführt werden.
Wrkung von Methylphenidat
- stimmungsaufhellend und euphorisierend
- vermittelt ein Gefühl erhöhter Energie
- steigert die Aufmerksamkeit, Wachheitsgrad und Leistungsfähigkeit
- senkt den Appetit
- vertreibt Müdigkeit
- Blutdruck und Puls steigen
- die Pupillen erweitern sich
- die Muskulatur wird stärker durchblutet
- Sauerstoff- und Glucosekonzentration im Blut steigen an
- Zum Teil können auch empathogene und halluzinogene Effekte auftreten.
Nebenwirkungen
- Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und Magenbeschwerden
- Psychisch: Schreck-, Flucht- oder Angriffsreaktionen;
- erhöhterBlutdruck, beschleunigterPuls, gesteigerte Aufmerksamkeit, Euphorie, Erregung, Wachheit, vermindertes Müdigkeitsgefühl
- Appetitverlust, Stimmungsaufhellung, verstärkte motorische Aktivität und Rededrang
- kurzzeitige Zunahme der Leistungsfähigkeit
- Geschicklichkeit und Feinmotorik verschlechtern sich.
Nach längerer Behandlungszeit können folgende Symptome auftreten:
- Übererregbarkeit, Müdigkeit, Traurigkeit, Ängstlichkeit, Weinerlichkeit, Kopfschmerzen Schwindel, Gewichtsverlust, Mundtrockenheit, Durchfall und Verstopfung.
- Stimulierung der Atmung, leichtes Zittern, Unruhe, weitere Steigerung der motorischen Aktivität, Schlafstörungen und ausgeprägtere Erregungszuständen.
- Müdigkeit und Appetit werden stärker unterdrückt
Unter mässigen Dosen und nach längerer Behandlungsdauer klingen diese Beschwerden wieder ab.
Wechselwirkung mit andern Drogen
Es besteht eine starke Wechselwirkung mit andern Drogen wie Alkohol, Ecstas und Cannabis. Methylphenidat darf nicht mit blutdrucksenkenden Mitteln, Neuroleptika, Gerinnungshemmer und Medikamenten gegen Magensäure eingenommen werden.
Diese Kombinationen können zu zum gefährlichen Nebenwirkungen führen (Herz-Kreislaufprobleme, Bluthochdruck, erhöhte Schildrüsenfunktion, Psychische Erkrankungen. Schwangere dürfen auf keinen Fall das Medikament zu sich nehmen.
Geschichte
"Es begann alles damit, dass der Pharma-Chemiker L. Panizzon im Jahre 1944 rein zufällig Methylphenidat entdeckte, wovon seine Frau Rita probierte und die belebende Wirkung lobte, weswegen der Stoff dann auch "Ritalin" getauft wurde. (Auszug aus Stangls-Arbeitsblätter)
18.12.2006