Migräne kann vererbt werden
Erstmals haben Forscher eine Genvariante gefunden, die das Risiko für Migräne erhöht. Gleichzeitig entdeckten sie, wie Glutamat eine Migräne auslösen kann.
Sie fanden bei 20% der Migränikern übereinstimmend eine gleiche Genvariante auf dem Chromosom 8q22.1. Bei der Validierung an 3’000 Patienten und mehr als 40’000 Gesunden waren es 18%. Ausserdem fanden die Forscher ein Genprodukt (das EAAT2 Protein), welches für die Beseitigung von Glutamat aus den Synapsen zuständig ist.
Ein Defekt an dieser Stelle erklärt, warum Glutamat in der Nahrung eine Migräne-Attacke auslösen kann. Ob Glutamat bevorzugt bei Personen mit der jetzt gefundenen Genvariante den Kopfschmerz auslöst, wurde bisher nicht untersucht.
Bis jetzt ging man davon aus, dass die Ursache einer Migräneattacke in der Ausdehnung der Hirngefässe liegt. Die Tatsache, dass die Triptane, welche zu einer Gefässverengung führen, in der Akutbehandlung der Migräne eine gute Wirkung zeigen, unterstützt diese These.
Die Aura, welche vielen schweren Migräne-Attacken vorausgeht, lässt eher eine Übererregung als Ursache vermuten, wobei einer der beteiligten Neurotransmitter Glutamat sein könnte; was wiederum erklärt, warum der Geschmacksverstärker zu den häufigsten und stärksten Migräne-Auslösern gehört.
Die Forscher hoffen nun, dass ihre Ergebnisse als Grundlage der Arzneimittelforschung dienen werden. Sie vermuten, dass Medikamente, welche die Beseitigung von Glutamat fördern, bei der Behandlung von Migräneattacken wirksam sein könnten.
Für die Diagnose der Migräne werde sich allerdings nicht viel ändern. Unklar ist auch noch, ob der Zusammenhang nur auf schwere Fälle beschränkt ist oder ob das Gen auch zu den häufigeren und weniger starken Fällen für die Migräne verantwortlich ist.
31.08.2010