Osteoporose kostet Schweiz Milliarden
An einer Informationsveranstaltung zum Welt-Osteoporose-Tag 2010 (siehe www.20102010.ch) von OsteoSwiss in Luzern stellte Prof. Dr. med. Kurt Lippuner von der Universitätspoliklinik für Osteoporose des Inselspitals Bern seine neusten Forschungsergebnisse zur Krankheit der brüchigen Knochen vor.
Er untersuchte dazu die Entwicklung der vier wichtigsten Frakturen (Hüfte, Wirbelsäule, Oberarm, Vorderarm) bei Personen ab 45 Jahren im Zeitraum von 2000 bis 2007.
Die Krankheit, so Lippuner, werde in der Öffentlichkeit nach wie vor unterschätzt, obwohl die Zahlen alarmierend seien: Zwischen 2000 und 2007 gab es insgesamt eine Erhöhung der Zahl der Klinikaufenthalte im Zusammenhang mit diesen vier Knochenbrüchen sowie einen Anstieg der täglichen Kosten.
Diese Faktoren haben zu einer Erhöhung der durch Osteoporose verursachten sozio-ökonomischen Belastung für die Schweiz beigetragen. Die Studie zeigt: Gesamthaft nahm die Zahl der Hospitalisierungen infolge von Knochenbrüchen zwischen 2000 und 2007 bei Frauen um 4.2 Prozent, bei Männern um 4.6 Prozent zu. Obwohl die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Spital pro Fall in dieser Zeit von 16.1 auf 11.4 Tage abnahm, stiegen die Gesamtkosten wegen dieser Knochenbrüche von 223 Mio Fr. (Männer 71 Mio Fr.) im Jahr 2000 auf 285 Mio Fr. (Männer 97 Mio Fr.) im Jahr 2007.
Die Rechnung ist damit allerdings noch unvollständig, da 50 Prozent der Patientinnen und Patienten nach ihren Knochenbrüchen nicht mehr vollständig genesen. Die Kosten für Nachbetreuung, Rehabilitation, Aufenthalte in Reha-Kliniken, sowie externe Pflegekosten und dauerhafte Mobilitätsbehinderungen betragen ein Mehrfaches der Netto-Knochenbruch-Kosten. Insgesamt ergeben sich so in der Schweiz durch Osteoporose verursachte Kosten von mehr als einer Milliarde Franken pro Jahr.
Für die Betroffenen ist Osteoporose ein schwerer Schicksalsschlag. Dies zeigte sich in einer Podiumsdiskussion. Renate Eberli von OsteoSwiss plädierte deshalb für eine verstärkte Sensibilisierung der Bevölkerung durch Infokampagnen. Insbesondere deshalb, weil Osteoporose durch Bewegung, eine gesunde und kalziumreiche Ernährung sowie durch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D verhindert, beziehungsweise deren Auswirkungen reduziert werden können.
Prof. Dr. Konstantin Beck, Gesundheitsökonom CSS, zweifelte jedoch an der weiteren starken Zunahme von Osteoporose-Erkrankungen bis 2020 um 20 Prozent. Denn: Die Leute werden nicht nur älter, sondern leben auch immer gesünder.
Prof. Dr. med. Heike A. Bischoff-Ferrari vom Universitätspital Zürich bemängelte nicht nur fehlendes Wissen in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Ärzteschaft. Sie verwies auf eine Untersuchung des Unispitals, die zeigt, dass bei 47 Prozent aller Patienten mit akuten Hüftfrakturen in den zehn Jahren zuvor bereits ein anderer Bruch vorgelegen hatte. Die Schulung und Sensibilisierung der Ärzteschaft ist deshalb eine wichtige Massnahme im Kampf gegen Osteoporose.
Die grösste Herausforderung, so Dr. Salome von Greyerz vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) sei, dass Osteoporose-Patientinnen und -Patienten oftmals zu spät diagnostiziert werden. Deshalb plädierte sie für eine bessere Weiterbildung der Ärzte. Bedenken meldete sie dagegen an, wenn nun der Bund im Rahmen des Präventionsgesetzes die Federführung bei Sensibilisierungskampagnen übernehmen müsste. Dafür seien private Organisation, wie etwa die Patientenorganisation OsteoSwiss, besser geeignet.
Dem hielt SP-Nationalrätin Bea Heim (Solothurn) entgegen. Es sei wichtig, dass im künftigen Präventionsgesetzt auch nicht übertragbare Krankheiten wie Osteoporose einbezogen würden. Hier wurde zu lange zu wenig gemacht. Deshalb sind nun National- und Ständerat gefordert. Es muss unser Ziel sein, dass wir die Spitalaufenthalt infolge von Knochenbrüchen um 20 bis 30 Prozent senken können.
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21.10.2010