Paracetamol: Eine Überdosis kann lebensgefährlich sein
Welches sind Zeichen einer Paracetamolvergiftung und wann und wie schnell sollten Betroffene ins Spital gebracht werden? Aus einem Interview mit einem Experten.
Paracetamol-Vergiftungen gehören weltweit zu den häufigsten Medikamentenvergiftungen mit der Folge einer gefährlichen Leberschädigung. Häufig steht hinter der Vergiftung eine suizidale Absicht.
Leichte bis lebensgefährliche Beschwerden
Die Symptome einer solchen Vergiftung sind in den ersten Stunden sehr unspezifisch. Auftreten können Magen-Darmbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen. Je nach Schwere der Vergiftung kommen später Zeichen der Lebeschädigung hinzu (Blutungen, Gelbverfärbung der Haut oder der Augenskleren, Bewusstseinsstörungen).
In der Schweiz empfiehlt das Toxikologische Informationszentrum (STIZ Tel. 145) eine sofortige Überweisung ins Krankenhaus ab 7 bis 8 Tabletten à 1 g. Unter gewissen Umständen (Magersucht, verschiedene Lebererkrankungen, chronischer Alkoholmissbrauch oder bei zusätzlicher Einnahme von gewissen Medikamenten) liegt diese Schwelle bei 4 g. Im Kindesalter liegt die Schwelle bei einmaliger Einnahme bei 200 mg/kg Körpergewicht.
Bei einer Paracetamolvergiftung – wie bei vielen anderen Vergiftungen auch – ist Erbrechenlassen nicht angesagt, da gefährliche Komplikationen wie zum Beispiel die Aspiration drohen. Magenspülungen werden selten gemacht.
Quelle: Der Toxikologe Dr. Sacha Weilemann, Leiter Giftnotruf in Mainz, zu Paracetamol-Überdorsierungen, im Gespräch mit Rosenfluhpublikationen.
Notfallmassnahmen bei Vergiftungserscheinungen:
- Patienten niemals ans Steuer lassen, auch wenn er sich noch einigermassen fit fühlt.
- Erbrochenes zu Diagnosezwecken aufbewahren
- Feststellen der eingenommenen Menge und des Medikamententyps (Packungen, Blister aufbewahren).
- Bei Bewusstseinstrübungen den Betroffenen möglichst bewegen, zum Laufen anhalten, mit ihm reden.
- Solange der Betroffene bei Bewusstsein ist, kann Kaffee eingeflösst werden.
- Bei Bewusstlosigkeit Patienten in stabile Seitenlage bringen, nicht alleine lassen.
- Keine anderen Medikamente eingeben, warten auf den Notarzt oder Tel. 145.
Folgende Informationen sind für den Rettungsdienst oder das Toxikologische Zentrum wichtig:
Frage | Inhalt |
Wer? | Alter, Gewicht, Geschlecht der betreffenden Person, Telefonnummer für Rückruf. |
Was? | Alles was Sie über das beteiligte Mittel sagen können. |
Wie viel? | Versuchen Sie, die maximal mögliche aufgenommene Menge abzuschätzen. |
Wann? | Versuchen Sie, die seit dem Vorfall verstrichene Zeit abzuschätzen. |
Was noch? | Erste beobachtete Symptome? Erste getroffene Massnahmen? |
Giftinformationen und Notfallberatung: Tel. 145 oder www.toxi.ch
20.10.2008