Psoriasis, Schuppenflechte: Neue Therapieoptionen
Weltweit leidet mindestens jeder fünfzigste Mensch an einer Form der Psoriasis. PD Dr. Stephan Lautenschlager gibt Einblick in die aktuellsten Erfahrungen und Therapiemöglichkeiten der Psoriasis.
Weltweit - Europa eingeschlossen -leidet mindestens jeder fünfzigste Mensch an einer Form der Psoriasis. Dies entspricht 5.7 Millionen Psoriatikern in Europa im Vergleich zu 4.2 Millionen in den USA, oder 80–100 Millionen weltweit. Die Erkrankung tritt häufig erstmals zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf, kann sich aber prinzipiell in jedem Alter entwickeln. So manifestiert sich bei 10-15 % der Patienten die Psoriasis erstmals vor dem 10. Lebensjahr, bisweilen tritt sie aber auch bereits im Kleinkindalter auf.
Was ist Psoriasis?
Psoriasis ist eine nicht ansteckende, weit verbreitete, chronische und nicht heilbare Erkrankung der Haut, die eine langfristige Behandlung erfordert. Sie ist gekennzeichnet durch ein abnormes Wachstum von Keratinozyten (einem bestimmten Hautzellentyp) sowie einer Entzündungsreaktion, in deren Folge silbrig-schuppige, entzündliche Hautverdickungen auftreten (“Schuppenflechte”).
Neben diesen nicht zu übersehenden körperlichen Erscheinungsformen kann die Erkrankung auch die Lebensqualität der Betroffenen ganz erheblich beeinträchtigen. Die damit verbundenen Probleme sind mit denen anderer chronischer Erkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit oder chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) vergleichbar oder sogar schlimmer.
Die Psoriasis ist eine Autoimmunerkrankung, das heisst, das Immunsystem eines Menschen richtet sich gegen das körpereigene Gewebe (in diesem Fall die Hautzellen). Dieser Prozess lässt die charakteristischen roten Hautflecken entstehen.
Bei gesunder Haut reifen die Hautzellen in 28–30 Tagen heran und werden dann unbemerkt abgestossen. Bei psoriatischer Haut dagegen entwickeln sich die Zellen beschleunigt innerhalb von nur drei bis vier Tagen und wandern rasch zur Hautoberfläche, wo die überflüssigen Zellen absterben und als dicke, erhabene Flecken (Läsionen) sichtbar werden. Obwohl die Psoriasis jede Körperstelle befallen kann, tritt sie typischerweise gehäuft an den Ellbogen und Knien, auf der Kopfhaut, an den Handflächen und Füssen sowie im Genitalbereich auf.
Was ruft eine Psoriasis hervor?
Man weiss bislang nicht genau, was der genaue Auslöser der Psoriasis ist, es wird aber eine genetische Komponente vermutet (40–60 % der Patienten haben eine positive Familienanamnese für Psoriasis). Auch sind eine Vielzahl von Faktoren bekannt, die eine Psoriasis auslösen oder verschlimmern können wie psychischer Stress, Hautverletzungen, Medikamente und Infektionen.
Wie wird die Psoriasis heute behandelt?
Bisher führt keine therapeutische Massnahme zur Heilung. Die aktuell verfügbaren Behandlungen zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung der Psoriasis beinhaltet die Erfassung des Schweregrades der Erkrankung und der daraus resultierenden Beeinträchtigung der Lebensqualität, die Abschätzung der Risiken im Verhältnis zu den Nutzen verschiedener Behandlungsoptionen und die Beurteilung des Ansprechens des Patienten auf frühere Behandlungen.
Die Patienten beginnen die Behandlung in der Regel mit einer topischen Therapie. Bei mittleren bis schwereren Fällen oder stark behindernden Erkrankungsformen kommen zur Unterstützung Bestrahlungen mit ultraviolettem Licht (UVB) zur Anwendung und systemisch wirkende Mediakente (Hemmer des Immunsystems). Die Psoriasis nimmt im Gegensatz zu bestimmten anderen Erkrankungen im Verlauf an Schwere nicht zu, durchläuft dafür aber Phasen, in denen sich die Erkrankung verschlechtert – bis zu schubartigen Ausbrüchen - und dann wieder für einige Zeit bessert, so dass Behandlungen je nach Bedarf zyklisch oder rotierend zum Einsatz kommen.
Auch wenn die aktuell verfügbaren systemischen Therapien und die Phototherapie bei einigen Patienten wirksam sind, ist ihre Anwendung aufgrund ihrer Toxizität, möglicher Unverträglichkeiten und häufig erforderlicher Laborkontrollen dennoch beschränkt, und einige Therapierichtlinien schränken ihren Einsatz sogar explizit ein.
Daher greifen Kliniker häufig auf Kombinationstherapien zurück wie z.B. die kombinierte Anwendung einer systemischen Therapie mit einer Phototherapie, um eine noch bessere Wirkung zu erreichen und die Nebenwirkungen zu reduzieren.
Ausserdem wenden Ärzte ein Rotationsprinzip an, d.h. die Behandlungen werden laufend gewechselt, bevor sich eine Toxizität überhaupt entwickeln kann.
Aufgrund der Grenzen der aktuell verfügbaren Medikamente und einem besseren Verständnis der Psoriasis richtet sich das Interesse der Forschung nicht mehr so sehr auf die Rolle der gestörten Hautzellen, sondern auf die der T-Zellen als wesentliches Element dieser Autoimmunerkrankung. Dies hat zur Entwicklung neuer biotechnologisch hergestellter Therapieoptionen geführt, welche nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern gezielt die Entwicklung der Psoriasis im Immunsystem verhindern.
22.09.2005