Referate zur Eröffnung des Kompetenszzentrums ''Palliative Care'' am Uni-Spital Zürich
Wie ist die Palliative Care in der Medizin verankert? Ist die Palliative Care notwendig oder ein Luxus? Was bedeutet Palliative Care im Zeitalter von DRG? Zu diesen und weiteren Fragen referierten verschiedene Experten am Eröffnungssymposium des ''Palliative Care'' Kompetenzzentrum am UniSpital in Zürich.
Wo die Medizin als heilende Kunst ihre Grenzen erreicht, tritt „Palliative Care“ als Ausdruck einer zeitgemäss verstandenen ganzheitlichen Medizin ins Zentrum.
Anfangs 2012 eröffnete das UniversitätsSpital Zürich das Kompetenzzentrum "Palliativ Care" für Menschen mit unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankungen. Ab sofort stehen acht Einzelzimmer dafür zur Verfügung. Zum Eröffnungssymposium am 16.2.2012 referierten verschiedene Experten, auch aus anderen Palliative Care Zentren.
Wie ist Palliative Care in der Medizin verankert?
Prof. Dr. Edouard Battegay, Klinikdirektor Innere Medizin, UniversitätsSpital Zürich
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Palliative Care als „eine Haltung und Behandlung, welche die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen verbessern soll, wenn eine lebensbedrohliche Krankheit vorliegt“. Zentrale Punkte in der Palliative Care sind die Beachtung der Patientenwünsche, die Linderung belastender Beschwerden, die Unterstützung der Angehörigen sowie die interdisziplinäre und interprofessionelle Arbeit. Die universitäre Palliative Care soll zur Kompetenzentwicklung im Rahmen von Lehre und Forschung beitragen. Palliative Care ist aber vor allem die Begleitung schwerst kranker Menschen auf deren letztem Lebensabschnitt. Palliative Care soll Schmerz, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Angst vor dem Tod tragen helfen.
Universitäres Kompetenzzentrum Palliative Care: Notwendigkeit oder Luxus?
Dr. Roland Kunz, Chefarzt Geriatrie und Palliative Care, Spital Affoltern
Der Begriff Kompetenz stammt vom Wort „Zusammentreffen“ ab. In einem Kompetenzzentrum für Palliative Care sind verschiedene Spezialisten unterschiedlicher Berufsgruppen vereinigt. Sie bieten den Patientinnen und Patienten mit unheilbaren Krankheiten und komplexen Problemen eine Behandlung zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die Weiterentwicklung der Palliative Care ist auf universitäre Zentren angewiesen, welche die Forschung für die Behandlung von Menschen ohne Heilungschance vorantreiben. Die Zahl der jährlich sterbenden Menschen wird in den nächsten Jahrzehnten von rund 60'000 auf über 90'000 ansteigen. Die Ärzte müssen entsprechend gerüstet sein für diese Aufgabe. Dazu sind universitäre Kompetenzzentren notwendig, welche die Inhalte von Palliative Care ins Medizinstudium einfliessen lassen.
Palliative Care im Zeitalter von DRG
Dr. Andreas Gattiker, Vorsitzender der Geschäftsleitung, GZO Spital Wetzikon
In den letzten zehn Jahren hat sich die Palliative Care als umfassendes Konzept zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt. Diese zeichnet sich durch einen hohen Grad der Individualisierung in der Patientenbetreuung aus. Die Umstellung auf das DRG-System, welches auf Standardisierung ausgerichtet ist, birgt ein gewisses Risiko, dass die Errungenschaften der Palliative Care verloren gehen. Es besteht ein Spannungsfeld zwischen DRG und Palliative Care. Während sich die Politik weitgehend um die stationäre Palliative Care kümmert, hat GZO bewusst auf einen Leistungsauftrag verzichtet und fokussiert sich auf die ambulante Palliative Care. Im Vortrag wird das Spannungsfeld DRG vs. Palliative Care und der Vorteil der ambulanten Palliative Care gezeigt.
Kompetenzzentrum für Palliative Care am Kantonsspital Winterthur:
Erfahrungsbericht von 2 Jahren
Franziska Trüb, Leitung Palliativstation, Kantonsspital Winterthur
Das Kantonsspital Winterthur erhielt 2007 von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich den Auftrag, in der Grundversorgung Leistungen im Bereich Palliative Care zu erbringen. Das Zentrum für Palliative Care nahm im Oktober 2009 den Betrieb mit sechs Betten auf. Es ist dem Departement Medizin angegliedert und bietet inzwischen zwölf Betten. In den ersten zwei Jahren wurden wichtige Erfahrungen gemacht. Der Identifikationsprozess des Teams mit der neuen Abteilung erfordert Zeit. Auch die Frage, was „akut–Palliative Care“ bedeutet – und wie die Pflege umgesetzt wird, verlangt nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Von grosser Bedeutung ist, dass bei der Aufnahme von Patientinnen und Patienten aus verschiedenen Fachbereichen ein Pflegeteam mit unterschiedlicher und breiter Berufserfahrung besteht.
Vorstellung des Kompetenzzentrums Palliative Care, UniversitätsSpital Zürich
Dr. Stefan Obrist, Ärztliche Leitung, Othmar Immoos, Abteilungsleiter Pflege
Anfang Januar 2012 konnte das Kompetenzzentrum Palliative Care mit acht Betten seinen Betrieb offiziell eröffnen. Das Kompetenzzentrum ist organisatorisch der Klinik für Radio-Onkologie angegliedert. Sein interprofessionelles Team hatte die Gelegenheit, auf der Radio-Onkologie bereits jahrelange Erfahrung in der Behandlung von Patientinnen und Patienten zu sammeln. Neu betreut das Kompetenzzentrum auch nicht onkologische Patienten, die eine spezialisierte Palliative Care-Versorgung benötigen.
Die Zuweisung kann intern oder extern erfolgen. Die Patientinnen und Patienten leiden meist an komplexen Beschwerden, die durch bisherige Massnahmen nicht gelindert werden konnten. Vielfach stehen schwierige Entscheidungen an, die einfacher mit der Unterstützung des interprofessionellen Teams des Kompetenzzentrums getroffen werden können. Von grosser Bedeutung sind der Einbezug der Angehörigen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der Palliative Care. Zentral sind auch die Aus- und Weiterbildung sowie die Forschung. Neu ist der vom Ärztlichen Dienst und der Pflege geschaffene gemeinsame Konsiliardienst. Er berät Fachleute, Patientinnen und Patienten und Angehörige im Bereich Palliative Care.
20.02.2012