Rückenprobleme am Arbeitsplatz immer häufiger
Rund 18% der Erwerbstätigen leiden an arbeitsbedingten Rückenbeschwerden – Tendenz zunehmend. Weitere Probleme sind Nacken- und Gliederschmerzen oder rheumatische Erkrankungen. Diese Erkrankungen verursachen jährlich über vier Milliarden Franken. Der Verein fitforwork-swiss will Lösungen dagegen erarbeiten.
Der Verein fitforwork-swiss bestehend aus Arbeitsmedizinern, Ärzten und Vertretern von Patientenorganisationen lud ein zum Stakeholder-Meeting, um mit den wichtigsten Akteuren auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sowie zusammen mit Vertretern des Gesundheitswesens und der Versicherungsbranche Lösungen zu erarbeiten.
Ziel des Vereins fitforwork-swiss ist es, mit Früherfassung und besserer Koordination die Behandlung und Betreuung von Menschen mit muskuloskelettalen Problemen zu fördern und dadurch die Arbeitsfähigkeit der erwerbstätigen Bevölkerung in der Schweiz zu erhalten oder zu verbessern.
Früherkennung und rasches Eingreifen entscheidend
Erkrankungen des Bewegungsapparates gehören in der Schweiz zu den häufigsten Ursachen gesundheitlich bedingter Absenzen. Die Erkrankungen können episodisch auftreten (z.B. Rückenschmerzen und Erkrankungen der oberen Extremitäten) oder chronisch verlaufen (z.B. rheumatoide Arthritis oder Spondylarthropathien). Eine Erhebung des SECO hat ergeben, dass sie jährliche Kosten von über vier Milliarden Franken auslösen, wobei diese Zahl nur Produktivitätsausfall und krankheitsbedingte Absenzen einschliesst. Es besteht demnach ein gewaltiges Sparpotenzial, wenn Rücken-, Nacken- und Gliederschmerzen frühzeitig erkannt und koordiniert behandelt werden.
Schlüsselrolle beim Arbeitgeber
An einem Stakeholder Meeting in Bern diskutierte der Verein fitforwork-swiss diese Themen mit Vertretern verschiedener involvierter Bereiche. Handlungsbedarf besteht auf diversen Ebenen. Einerseits braucht es mehr Information und Weiterbildung für die behandelnden Ärzte, für welche es schwierig ist, dem Zusammenhang zwischen Erkrankung und Arbeitssituation gerecht zu werden. Andererseits spielen die Versicherer eine wichtige Rolle. Oft herrscht Unklarheit darüber, wer welche Kosten übernimmt, was zu Verunsicherung bei den Betroffenen führt und den Therapieerfolg schmälern kann. Schliesslich sind wesentlich auch die Arbeitgeber gefordert, welche grosses Interesse haben, dass erkrankte Arbeitnehmer schnell zur Arbeit zurückkehren oder gar nie arbeitsunfähig werden.
Koordination muss verbessert werden
Dass neben der Früherkennung auch eine optimale Koordination wesentlich ist, leuchtete allen Teilnehmenden ein. Case Management kann ein Lösungsansatz sein, aber auch hier bleiben Fragen offen. Wichtig ist, zu klären, wer den Lead übernimmt und sicherzustellen, dass neben den rein medizinischen Aspekten auch die psychische Situation und das soziale Umfeld der betroffenen Menschen einbezogen wird. "Die verschiedenen Akteure müssen Hand in Hand arbeiten, damit das Problem unter einer ganzheitlichen Perspektive angegangen wird", folgerte Präsidentin Prof. Dr. med. Brigitta Danuser.
Erste Projekte in Arbeit
Mit diversen Projekten arbeitet der Verein fitforworkswiss auf die Lösung dieser dringlichen Probleme hin. So wird unter der Leitung von Arbeitsmediziner Anderas Klipstein ein neues Dokumentationstool entwickelt, das Ärzte dabei unterstützt, muskuloskelettale Probleme systematisch und mit klarem Bezug zur jeweiligen Arbeitssituation zu erfassen. "Die mittels Fragebogen, Interviews und klinischer Befundaufnahme erhobenen Informationen bieten eine wichtige Grundlage für eine frühzeitige Intervention und die Unterstützung der weiteren Berufstätigkeit", so Klipstein.
In einer Reihe von Case Studies, die in der Fachzeitschrift Rheuma Schweiz veröffentlicht und im März 2011 als Sammlung publiziert werden, dokumentiert der Verein die Vielfalt der Problemlagen sowie entsprechende Behandlungsansätze. Im Gang ist ausserdem ein intensiver Austausch mit diversen Versicherungen mit dem Ziel, eine gemeinsame Strategie zur Klärung von Zuständigkeiten zu entwickeln und innerhalb der einzelnen Fallverläufe eine bessere Koordination zwischen den Leistungsträgern zu erwirken.
22.06.2011