Schlaganfall bei jungen Menschen: Oft werden die Zeichen nicht erkannt
Immer öfter sind junge Menschen von einem Schlaganfall betroffen. Oft weisen die Beschwerden bei ihnen nicht offensichtlich auf einen Schlaganfall hin und werden deshalb nicht oder zu spät erkannt, wie Experten am Neurologenkongress in Prag berichten.
Alle Teilnehmer gehörten zur Sifap-Studie* und hatten vor kurzem einen ischämischen Schlaganfall (Verstopfung eines Blutgefässes im Hirn) oder eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn (so genannte transitorische ischämische Attacke (TIA)) erlitten. Bei der TIA bilden sich neurologische Ausfälle (z.B. Sprachstörungen, Lähmungen) wieder vollständig zurück.
Für die Studie wurden die Teilnehmer mittels Magnetresonanztomographie (MRT)-Aufnahme des Gehirns auch auf Hinweise bereits früherer solcher Ereingnisse hin untersucht. In 18.8% der Fälle (knapp ein Viertel der Teilnehmer) fanden die Forscher Zeichen für ältere Hirninfarkte, die selbst von den Patienten unbemerkt blieben. Viele Schlaganfälle bei jüngeren Menschen sind "stumme" Hirninfarkte oder die Beschwerden sind so untypisch, dass nicht an einen Schlaganfall gedacht wurde, so der Studienleiter. Künftig müsse dem mehr Beachtung geschenkt werden und bei Verdacht auf Hirnschlag sollte in jedem Fall eine MRT-Aufnahme durchgeführt werden.
Ein weiteres beunruhigendes Resultat der Untersuchung sei das häufige Vorkommen von Hirninfarkten bei jüngeren Männern im Versorgungsareal der hinteren Gehirnschlagader. Dies führe typischerweise zu Gesichtsfeldausfällen der Gegenseite, zu Gedächtnis- sowie Bewusstseinstörungen. Ob diese Häufung im Zusammenhang mit einer Migränegeschichte der Betroffenen steht, müsse weiter untersucht werden, so der Studienleiter.
Die Ursachen von Schlaganfällen bei jungen Menschen (nach WHO-Definition zwischen 18 und 55 Jahren) seien vielfältig. Die hohe Zahl von "Mikroinfarkten" in der Studie weise aber auf die grosse Bedeutung der Herz-Kreislauf--Risikofaktoren als Ursache für Schlaganfälle hin. Diese können unter Umständen bereits im jugendlichen Alter lebensbedrohliche Folgen haben. Zu den wichtigsten derartigen Risikofaktoren gehören: hohe Blutdruckwerte, Rauchen, Übergewicht, hohe Blutfett- und Zuckerwerte, Stress, Bewegungsmangel. Weitere Faktoren, die ebenfalls nicht ausser Acht gelassen werden dürften seien Gefässverletzungen, aber auch die familiäre Disposition für Herz-Gefässerkrankungen z.B. Herzinfarkt, andere Herzkrankheiten oder Schlaganfall bei nahen Verwandten.
*Sifap-Studie: Stroke in Young Fabry Patients Study: Hier werden junge Menschen mit einem angeborenen Defekt - Morbus Fabry - untersucht. Diese Krankheit gilt ebenfalls aus Auslöser für Schlaganfall. Es handelt sich dabei um einen Stoffwechseldefekt, wobei es zu Ablagerungen bestimmter Fette (Lipide) in einzelnen Organen - unter anderem auch in den Blutgefässen des Gehirns kommt.
18.09.2012