Schnuller gegen den plötzlichen Kindstod
Mediziner der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (AAP) haben neue Erkenntnisse zum plötzlichen-Kindstod (SIDS) gewonnen und geben Empfehlungen zur Reduktion der Säuglingstodesfälle ab. Unter anderem empfehlen sie den Schnuller und die Rückenlage zum Schlafen.
Im Oktober veröffentlichte die renommierte amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) neue Empfehlungen. Damit soll die Zahl der plötzlichen-Kindstodesfälle gesenkt werden.
Die Kindstodesrate ist zwischen dem 2. und 3. Monat am höchsten und konnte seit 1990 kontinuierlich gesenkt werden. Zum Vergleich: in Deutschland starben 1990 1'300 Säuglinge am plötzlichen Kindstod, im Jahr 2004 waren es noch 300, die diesen „mysteriösen“ Tod fanden. Für Österreich seien die Zahlen vergleichbar.
Das plötzliche Kindstod-Syndrom (engl.: Sudden Infant Death Syndrome = SIDS) ist für die meisten frühkindlichen Todesfälle verantwortlich. Bereits im Jahre 2000 hatten die Mediziner der AAP Empfehlungen zur Verminderung dieser Todesfälle herausgegeben. Inzwischen sind die Wissenschaftler zu weiteren Erkenntnissen gelangt.
Sie untersuchten dafür 185 Frühkindstodesfälle und verglichen sie mit 312 gesunden Kindern. Das Durchschnittsalter der Säuglinge lag bei rund drei Monaten. In die Untersuchung miteinbezogen wurden nebst dem Schnullergebrauch auch andere Faktoren, wie das Bauchschlafen oder Seitenschlafen, Rauchen der Mutter etc.
Resultate
Säuglinge, die ohne Schnuller auf dem Bauch oder auf der Seite schliefen, hatten ein höheres Todesrisiko als Kinder die an Schnuller gewöhnt waren, egal in welcher Position diese schliefen. Säuglinge ohne Schnuller, die im Mutterbett schliefen und deren Mütter rauchten hatten ebenfalls ein erhöhtes Kindstodesrisiko. Bei denjenigen, die einen Schnuller verwendeten bestand dieses erhöhte Risiko nicht.
Im Gegensatz zu früher empfehlen die Forscher die Seitenlage des Kindes nicht mehr. Sie raten dazu, die Kinder in der Rückenlage schlafen zu lassen, was in Schlafsäcken gut eingehalten werden kann. So rollen Säuglinge auch nicht unabsichtlich auf den Bauch und können durch eigenes Erbrochenes oder durch zu weiche Kissen ersticken.
Kinder sollten nicht in Elternbetten schlafen. Erwachsenenbetten sind zu weich und die Säuglinge können sich in grossen Decken und Kissen verheddern. Die Mediziner empfehlen aber, das Kinderzimmer oder das Kinderbett im ersten Jahr in der Nähe der Eltern einzurichten. Kinderbetten sollten mit einer relativ harten Unterlage ausgestattet sein, Stofftiere oder weiche Schaffelldecken müssen wegen Erstickungsgefahr aus den Betten entfernt werden.
Frühere Erkenntnisse, nach denen der Schnullergebrauch das regelmässige Stillen verhindere oder spätere Zahnschäden hervorbringe stünden in keinem Verhältnis zu den positiven Effekten für den Säugling. Kinder mit Schnuller schlafen tiefer und atmen regelmässiger, weil die Atemwege durch den Schnuller freier liegen. Allerdings sollte mit dem Schnullergebrauch erst nach dem ersten Lebensmonat begonnen werden. Dann hat sich das Baby und auch die Mutter an den Stillrhythmus gewöhnt. Den Säuglingen, die den Schnuller verweigern, soll er aber auf keinen Fall aufgezwungen werden.
Der Schnuller kann ein leicht erhöhtes Risiko für Ohrinfektionen darstellen, die aber im ersten Jahr sowieso eher selten auftreten, hingegen ist jedoch das Risiko für den Kindstod im ersten halben Lebensjahr am grössten.
Nebst der Schlaflage, der Bettausstattung und dem Schnuller sollten noch folgende Punkte beachtet werden:
- Den Säugling nicht zu warm anziehen.
- Schlaf- und Wohnzimmer nicht überheizen.
- Regelmässig Lüften, frische Luft, aber kein Durchzug.
- Rauchfreie Wohn- und Schlafräume.
- Säugling zum Schlafen nicht auf den Bauch legen.
- Keine weichen Kissen ins Bettchen legen.
- Nicht Rauchen während der Schwangerschaft.
Auch das Alter der Mütter scheint eine Rolle zu spielen, so sind Säuglinge von ganz jungen Müttern eher gefährdet. Ebenso haben Frühgeborene und/oder Säuglinge mit leichtem Geburtsgewicht sowie Knaben ein höheres Kindstodrisiko.
Der Gebrauch von technischen Geräten, z.B. in den Windeln platziert, um allenfalls bei einem Atemstopp einen Alarm auszulösen, wird von den Medizinern nicht empfohlen, da die Wirkung dieser Geräte wissenschaftlich zu wenig belegt sei.
21.12.2005