Sehstörungen: Kurzsichtigkeit grassiert bei den Kindern
Immer mehr Kinder leiden unter Kurzsichtigkeit, das ist eine Tatsache. Eine Studienanalyse ergab nun, dass das Risiko der Kurzsichtigkeit mit jeder Stunde, die pro Woche mehr im Freien verbracht wird, um zwei Prozent sinkt. Aber: Ob der vermehrte Aufenthalt im Freien tatsächlich vor Kurzsichtigkeit schützt, ist damit noch nicht bewiesen.
Wissenschaftler der University of Cambridge analysierten Daten zur Sehfähigkeit von mehr als 10'000 Kindern und Jugendlichen.
Sie kamen zum Schluss, dass kurzsichtige Kinder wöchentlich im Schnitt 3.7 Stunden weniger im Freien verbringen, als weitsichtige oder normal sehende Kinder.
Ob aber das Freizeitverhalten tatsächlich die Sehfähigkeit derart beeinflusst, ist bis heute nicht bekannt. Ob Kinder, die mehr im Freien sind, weniger Zeit mit Lesen oder am Computer verbringen seltener kurzsichtig werden - da sie weniger häufig nur in die Nähe sehen - das können die Forscher nur vermuten.
In den von ihnen untersuchten acht Studien befassten sich lediglich zwei mit Ursachen und direkten Zusammenhängen der Freizeitgestaltung und der Sehfähigkeit. Aber auch hier fanden die Forscher keine Beweise für ihre Vermutungen. Noch fehlen Daten darüber, welche Faktoren – zum Beispiel häufiges Sehen in die Ferne, Lichteinfluss, Kontakt mit natürlichem UV-Licht oder körperliche Aktivitäten – für die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit von entscheidender Bedeutung sind.
Denn: Auch die verbrachte Zeit im Freien hat ihre Tücken. So sind Kinder, die sich häufiger im Freien aufhalten, mehr den natürlichen UV-Strahlen ausgesetzt, was wiederum das Risiko für Hautkrebs oder für einen späteren grauen Star erhöht. Andererseits senken Aktivitäten im Freien die Gefahr von Übergewicht und dessen Folgen wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Vitamin-D-Mangel etc.
Kurzsichtigkeit ist nicht angeboren
Alle Kinder kommen weitsichtig auf die Welt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Weitsichtigkeit laufend ab. Die optimale Sehfähigkeit sollte gleichzeitig mit dem Ende des Wachstums erreicht worden sein, so die Forscher an der Jahrestagung der Amerikanischen Augenärzte.
Aber: Es sei eine Tatsache, dass die Kurzsichtigkeit in Grossbritannien und in Amerika viel stärker verbreitet sei als noch vor 30 oder 40 Jahren. Nach Schätzungen seien etwa zwei Prozent der siebenjährigen Briten kurzsichtig und brauchen eine Brille. In einigen Regionen Asiens leiden mehr als 80% der Bevölkerung unter Kurzsichtigkeit. Dies bringt die Forscher zum Schluss, dass zum Erhalt der Sehfähigkeit verschiedenste Faktoren eine Rolle spielen und diese müssten nun in grossen Studien eruiert werden.
Denn: Die Kurzsichtigkeit sei eine Volkskrankheit geworden, die es zu bekämpfen gilt und dies gelinge nur, wenn man die ursächlichen Faktoren besser kenne.
27.10.2011