Sind Pflanzensterine schädlich fürs Herz?
Mit Pflanzensterinen angereicherte Lebensmittel senken den Cholesterinspiegel, das haben Studien belegt. Es werden aber immer mehr Stimmen laut, wonach diese sogenannten Phythosterine nicht viel zur Gesundheit beitragen, im Gegenteil, sich eher schädigend auf die Gefässe auswirken. Was nun?
Streichfette, Milcherzeugnisse und andere Nahrungsmittel werden seit ein paar Jahren mit pflanzlichen Sterinen (sogenannten Phytosterinen) angereichert.
Sie werden in vielen Ländern stark beworben und z.B. in den USA auch von öffentlichen Stellen zur Senkung des Cholesterinspiegels empfohlen; in der Schweiz nicht.
All zuviel scheint ungesund
Es gibt Studien, die belegen, dass Pflanzensterine das Gesamt- sowie das LDL-Cholesterin (das ''schlechte'' Cholesterin) senken. Dennoch: Seit einiger Zeit wird in Fachkreisen darauf hingewiesen, dass Phytostherine auch schädigende Wirkungen haben können. Bereits 2005 haben Internisten davor gewarnt, dass die übermässige Aufnahme pflanzlicher Sterine, Herzkreislauf-Erkrankungen begünstigen kann.
Studie belegt Ablagerungen an Gefässen durch Pflanzensterine
Eine aktuelle Arbeitsgruppe untersuchte 82 Patienten, die wegen einer Aortenverengung (Verengung der Hauptschlagader) einen Aortenklappenersatz bekamen. 10 dieser Patienten gaben an, während mindestens zwei Jahren mit Pflanzensterinen angereicherte Margarine konsumiert zu haben. Die Mediziner fanden bei diesen Patienten Ablagerungen von Phytosterinen sowohl am Klappengewebe als auch eine erhöhte Menge im Blutplasma.
Sowohl der regelmässige wie auch der unregelmässige Konsum solcher angereicherter Lebensmittel führte zu vermehrten Phytosterin-Ablagerungen. Und: wurden die Patienten gleichzeitig mit Statinen* behandelt, waren die Phytosterin-Werte im Plasma und in den Aortenklappen noch höher. *Statine sind Medikamente zur Cholesterinsenkung.
Pflanzensterine als eigener Risikofaktor?
Unter 40 Teilnehmern, die weder mit Statinen behandelt wurden, noch sterinangereicherte Nahrungsmittel konsumierten, fanden die Forscher 15 Patienten mit Herzerkrankungen in der Familiengeschichte. Auch bei diesen Patienten konnte ein erhöhtes Pflanzensterin/Cholesterinverhältnis nachgewiesen werden. Forscher fragen sich nun, ob pflanzliche Sterine einen eigenständigen Risikofaktor für Herzgefässerkrankungen darstellen.
Andere Studien belegten, dass die erhöhte Konzentration von pflanzlichen Sterinen im Blut mit einer erhöhten Anzahl von Herzinfarkten oder plötzlichem Herztod in Zusammenhang stehen.
Pflanzliche Sterine werden nicht empfohlen
2g Phythosterine pro Tag mindern die Cholesterinresorption im Darm, wodurch das LDL-Cholesterin gesenkt wird. Die Menge von mehr als 2g pro Tag bringt aber keine zusätzliche Senkung des Cholesterinspiegels.
Experten sagen sogar – zum Teil nach eigenem Ausprobieren – dass durch den gleichzeitigen Konsum verschiedener mit Sterinen angereicherte Nahrungsmittel (z.B. Margarine, Fruchtsäfte, Joghurt, Brot, Wurst etc.) sehr grosse Mengen aufgenommen werden, was auf Dauer problematisch werden kann.
Hohe Dosen pflanzlicher Sterine können nämlich die Aufnahme von andern wichtigen Stoffen wie z.B. Karotinoide und fettlöslische Vitamine vermindern, weshalb Phythosterine Schwangeren und Kindern nicht empfohlen werden kann.
Auf Grund dieser Ergebnisse geben diese Forscher keine Empfehlungen hinsichtlich der mit pflanzlichen Sterinen angereicherten Nahrungsmittel ab, ausser der Warnung, dass Nahrungsmittel keine Medikamente seien.
12.06.2008