Sport allein hilft bei Depressionen nicht
Der gut gemeinte Rat gegenüber Menschen mit Depressionen ''du musst halt mehr Sport treibe'' ist bekannt. Aber: Sport allein mindert die Depression nicht, wie eine Studie nun zeigt. Zwar profitierten einige Studienteilnehmer nach eigenen Angaben vom ''runner’s high''-Glücksgefühl, aber wissenschaftlich belegen liess sich dies nicht.
Dem versuchten Forscher abzuhelfen und teilten in der „TREAtment of Depression with physical activity“ (TREAD)-Studie 142 von Depression Betroffene in ein Sportprogramm ein. Während 8 Monaten konnten die Patienten in einem betreuten, selbstgewählten Sportprogramm teilnehmen. Als Vergleich dienten 148 Patienten, die an keinem Sportprogramm teilnahmen.
Einen Erfolg konnten die Betreuer erzielen: Die meisten Patienten konnten für ein Sportprogramm motiviert werden und blieben auch im ersten Jahr nach Abschluss des verordneten Programmes viel aktiver als jene in der Vergleichsgruppe.
Andere Erwartungen wurden für die Studienbetreuer aber nicht erfüllt: Trotz betreutem Bewegungsprogramm konnten sie nach vier Monaten keine deutlichen Verbesserungen des Gemütszustandes bei den sich sportlich betätigenden Patienten feststellen, respektive die Verbesserungen waren in beiden Gruppen etwa gleich. Die erzielten Verbesserungen dürften aber eher die Folge der allgemein guten Betreuung sowie der weitergeführten medikamentösen Behandlung gewesen sein, so die Forscher.
Dennoch schliessen die Experten nicht aus, dass Sport im Einzelfall eine gewisse antidepressive Wirkung haben kann. Vielleicht müssten die sportlichen Aktivitäten verstärkt werden. Laut Rückmeldungen der Teilnehmer gab es durchaus Patienten mit einer schweren Depression (Major-Depression), die trotz Antriebsschwäche von sportlich ausgelösten Glücksgefühlen ("runner’s high") profitiert hätten.
Solche Glücksgefühle werden beim Sport durch eine erhöhte Endorphinausschüttung bewirkt, wissenschaftliche Belege dafür gibt es allerdings nicht. Daraus folgern die Experten, dass eventuell intensivere sportliche Aktivitäten noch besser bei Depressionen helfen könnten. Und: Depressive Patienten haben durch die bei ihnen häufig soziale Isolation eher den Hang zu einem ungesunden Leben. Regelmässige sportliche Aktivitäten könnten demnach wenigstens dem dadurch erhöhten Herz-Kreislaufrisiko vorbeugen, meinen die Experten.
12.06.2012