Test zur Erkennung von Komplikationen bei Thrombose-Prophylaxe
Mit einer ausgeklügelten klinischen Beurteilung und einem einfachen Labortest lässt sich eine schwere Komplikation der Thrombose-Prophylaxe besser erkennen: die gefährliche Blutplättchen-Verklumpung nach Heparin-Therapie. Dies haben Hämatologen des Inselspital Bern in einer langjährigen Forschungsarbeit mit fast 1300 Patienten herausgefunden.
Wer zu „dickes“ Blut hat, riskiert einen Gefässverschluss (Thrombose) und damit eine Lungenembolie, einen Herz- oder Hirnschlag. Solchen Patienten wird der Blutverdünnungs-Wirkstoff Heparin verabreicht.
Bei manchen Patienten wirkt das Heparin aber kontraproduktiv: Die gerinnungsfördernden Blutplättchen verklumpen; dem Patienten droht paradoxerweise erst recht eine Thrombose.
Diese Krankheit nennen die Fachleute Heparin-induzierte Thrombozytopenie, auf deutsch heparinverursachter Blutplättchenmangel, abgekürzt HIT. Verursacht wird die HIT durch Antikörperbildung, also eine Art „allergische“ Reaktion im Blut. Die grosse Herausforderung für den behandelnden Blutfacharzt (Hämatologen): Wenn beim heparinbehandelten Patienten die Blutplättchenzahl zurückgeht, weiss der Arzt nicht, ob eine HIT oder eine andere Ursache vorliegt. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, weil weniger als 10 Prozent dieser Patienten tatsächlich eine HIT aufweisen. Genau sie müssen aber auf eine stärkere Blutverdünnung umgestellt werden, welche die übrigen Patienten unnötig gefährden würde.
Forschende der Universitätsklinik für Hämatologie und des Hämatologischen Zentrallabors des Inselspitals sorgen jetzt für eine erhöhte diagnostische Treffsicherheit bei Verdacht auf HIT: In der Fachzeitschrift „Haematologica“ beschreiben sie, wie sich anhand einer Kombination von klinischer Beobachtung und dem quantitativen Ergebnis eines Plättchenfaktor-4/Heparin-Antikörpertests in kurzer Zeit eine HIT erkennen und gezielt behandeln lässt. Prof. Lorenzo Alberio und sein Team haben dazu die Daten von 1291 Patienten aus 15 Jahren ausgewertet. Die Berner Studie ist damit eine der erfahrungsmedizinisch am breitesten abgestützten. Sie zeigt, wie beim einzelnen Patienten massgeschneiderte diagnostische Entscheide erreicht werden können.
14.02.2012