Venenthrombose und Lungenembolie: Gefahren bei langen Flugreisen
Die Bedingungen in Flugzeugen begünstigen die Entstehung von tiefen Venenthrombosen in den unteren Extremitäten. Was man dagegen tun kann, lesen Sie hier.
Die Autoren des aktuellen Fachblattes Ars Medici nahmen Gesundheitsgefährdungen bei Langstreckenflügen ins Visier.
Insbesondere interessierte sie das Risiko oder das Entstehen von Venenthrombosen oder Lungenembolien.
Folgende Mechanismen können zu Venenthrombosen oder Lungenembolien auf Flugreisen führen:
- Eingeengtes Sitzen über längere Zeiträume; dies führt zur Venenstauungen in Füssen und Beinen.
- Schädigungen der Venenwände durch Sitzkanten.
- Flüssigkeitsverschiebungen in den Beinen – von den Gefässen in die Zwischenräume – durch den geringen Umgebungsluftdruck.
Obwohl man schon einiges über diese Problematik lesen konnte, ist nicht genau bekannt, wieviele Venen-Thrombosen im Zusammenhang mit Langstreckenflügen auftreten, so die Autoren.
Neue Daten dazu lieferte eine neuseeländische Studie, die bei 8 bis 10% aller Hospitalisationen wegen tiefer Venenthrombose, einen Langstreckenflug als mögliche Ursache vermuten lies.
In zwei weiteren Studien wurde sogar ein doppeltes oder gar vierfaches Thromboserisiko bei Langstreckenflügen gesehen.
Empfehlungen zur Vorbeugung von tiefen Venen-Thrombosen bei längeren Flugreisen:
- Keine Gepäckstücke unter den Vordersitz schieben. Dies hilft, Beinkrämpfe zu verhüten.
- Beine in regelmässigen Abständen bewegen. Dazu gehören periodisches Abwärtsstrecken und Aufwärtsbeugen der Füsse sowie einmal pro Stunde kurze Spaziergänge durch die Passagierkabine.
- Nicht in verkrampfter Stellung schlafen.
- Keine Schlafmittel einnehmen, da sie die Muskeln zu stark entspannen, was wiederum die Venenstauungen begünstigt. Tiefer Schlaf kann zudem zu einer unbemerkten, schweren Kompression der tiefen Venen führen.
- Vor und während des Flugs viel Trinken.
- Alkoholische Getränke vermeiden, da der wassertreibende und gefässerweiternde Effekt von Alkohol zu Blutverdickung und Stauungen führen kann.
- Bei Langstreckenflügen (> 6 h) einengende Kleider vermeiden; besonders Bauch-, Arm- und Beinbereich.
Es gibt Menschen mit einem erhöhten Risiko für Venenthrombosen. Bei ihnen sollten vorbeugende Massnahmen getroffen werden: Kompressionsstrümpfe und ev. sogar Blutverdünner. Blutverdünnende Medikamente als Vorbeugemittel werden allerdings unter den Medizinern kontrovers diskutiert.
Unter folgenden Umständen besteht ein erhöhtes Thromboserisiko:
- Bei oraler Empfängnisverhütung ("Pille")
- Bei bereits vorangegangen tiefen Venenthrombosen
- Nach Unfällen oder Operationen
- Bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln
In all diesen Fällen wird das Tragen von Kompressionsstrümpfen sowie das Einhalten der Verhaltensempfehlungen dringend empfohlen. Die prophylaktische medikamentöse Blutverdünnung sollten insbesondere Schwangere oder Menschen mit einer vorausgegangenen Venenthrombosen vor Langstreckenflügen über sechs Stunden mit dem Arzt besprechen.
04.08.2006