Vorhofflimmern frühzeitig erkennen und behandeln
Vorhofflimmern – eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen – kann unbehandelt zu einem Schlaganfall führen. Das Deutsche Kompetenznetz (AFNET) will auf das Vorhofflimmern und die damit verbundenen Risiken aufmerksam machen.
Ein paar Zahlen: Rund eine Million Menschen allein in Deutschland - und die Zahl werde sich in den kommenden 30 Jahren noch verdoppeln - sind von Vorhofflimmern betroffen. Und: Jeder Vierte heute 40jährige werde irgendwann in seinem Leben ein Vorhofflimmern erleiden, so die Berechnungen der Experten.
Vorhofflimmern ist nicht unmittelbar lebensgefährlich, aber durch die dadurch eingeschränkte Pumpfunktion der Vorhöfe können sich Blutgerinnsel bilden, welche mit dem Blutstrom ins Gehirn gespült werden und einen Schlaganfall verursachen können. Solche Schlaganfälle sind häufig und gehören zu den schwerverlaufenden Hirnschlägen.
Entscheidend sei deshalb, dass solche Rhythmusstörungen frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Ganz einfach ist die Diagnosestellung allerdings nicht. Vorhofflimmern zeigt sich häufig in anfallsartigen und vorübergehendem Herzrasen oder Stolpern. Ausserhalb einer solchen Attacke finden sich im EKG meist keine Unregelmässigkeiten. Es sei deshalb wichtig, dass Betroffene über Rhythmusunregelmässigkeiten (zu langsam, zu schnell, stolpernd) den Arzt informieren.
Die Ursachen des Vorhofflimmerns sind vielfältig und nicht vollständig erforscht. Folgende Faktoren können das Risiko für ein Vorhofflimmern erhöhen: Bluthochdruck, Herzklappenfehler, Diabetes oder eine Herzgefäss-Erkrankung. Aber auch andere Faktoren wie männliches Geschlecht, steigendes Alter oder eine familiäre Disposition erhöhen dieses Risiko. Immer häufiger werden auch Lifestyle-Sünden wie Alkohol-, Nikotin-Konsum, aber auch exzessiver Ausdauersport zu den Entstehungsursachen für ein Vorhofflimmern gezählt.
Behandlung bei Vorhofflimmern
Die wichtigste Behandlung bei Vorhofflimmern ist die medikamentöse Gerinnungshemmung (Antikoagulation oder auch Blutverdünnung). Laut Studien kann damit - insbesondere mit der neuen Generation von Gerinnungshemmern - das Schlaganfallrisiko durch Vorhofflimmern deutlich gesenkt werden.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Herzfrequenzregulierung: damit sollte der Puls nicht höher als 100 Schläge pro Minute ansteigen. Das Vorhofflimmern wird zwar so nicht beseitigt, es können aber Schäden am Herzmuskel vermieden werden.
Zur Herzfrequenzregulierung und zusätzlich zur Gerinnungshemmung werden Medikamente eingesetzt, die den Herzrhythmus stabilisieren (sogenannte Antiarrhythmika). Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung der Rhythmusstörung ist die Herzkatheter-Ablation: Mittels eines Katheters werden erkrankte Stellen im Herzinnern verödet und der Herzrhythmus stabilisiert.
Insbesondere die Behandlung mit Rhythmusmedikamenten sei nicht in jedem Fall erfolgreich und könne Nebenwirkungen verursachen, weshalb die Experten diese Behandlung nicht in ihre Leitlinien aufnehmen.
Aber: Selbst wenn die Gerinnungshemmung optimal angewandt werde, sei beim Vorhofflimmern das Schlaganfallrisiko trotzdem noch erhöht, weshalb andere Experten rhythmuserhaltende Massnahmen bei Vorhofflimmern trotzdem und zusätzlich empfehlen.
Das Kompetenznetz (AFNET) untersucht zurzeit in einer grossen, internationalen Studie den Effekt der rhythmuserhaltenden Behandlung auf das Komplikations- (Schlaganfall) - und Todesrisiko bei Vorhofflimmern.
Thema Blutgerinnung:
01.10.2012