Warum Schwangere nicht umfallen
Schwangere behalten ihr Gleichgewicht – zu mindest das körperliche – dank einer Verstärkung in der Lendenwirbelsäule und in den Zwischenwirbeln. Dank dieser anatomischen Besonderheit kippen sie auch mit einem schweren Bauch nicht um.
Männer in der gleichen Situation hätten bald das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und vornüber zu kippen. Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto mehr verlagert sich der Schwerpunkt des Körpers nämlich nach vorne. Irgendwann käme dann der Zeitpunkt, wo die Frau die Balance nicht mehr halten könnte. Dieses Gleichgewicht verdanken Frauen nicht einer besonderen Geschicklichkeit, die sie den Männern voraus haben.
Die Wirbelsäule beider Geschlechter ist im Lendenbereich nach vorne gekrümmt (medizinisch Lendenlordose). Im Gegensatz zu den Männern erstreckt sich diese Lordose bei den Frauen über drei Wirbel - bei den Männern nur über deren zwei. Die kleinen Zwischenwirbelgelenke sind bei den Frauen um ca. 14% grösser als beim Mann und der Winkel ist ebenfalls nicht gleich. Dadurch vermindert sich bei der Frau die Tendenz der Wirbel, nach vorne abzugleiten, wodurch die Rückenmuskulatur entlastet wird, so die Anthropologen.
Ohne diese anatomische Besonderheiten wäre eine Schwangerschaft für die Frau sehr anstrengend. In früheren Zeiten wäre dadurch die Fortbewegungsmöglichkeit einer Schwangeren stark eingeschränkt gewesen und sie wäre eine leichte Beute für Tiere geworden, vermuten die Experten. Wahrscheinlich hat sich aus diesem Grund bei der Frau schon vor zwei bis drei Millionen Jahren eine verstärkte Lordose ausgebildet. Bei weiblichen Schimpansen ist dieses Merkmal noch nicht nachgewiesen worden.
18.12.2007