Was hilft gegen Mund- und Zungenbrennen?
Etwa bei zwei Drittel der Fälle von Mund- und Zungenbrennen sind die Ursachen klar. Die häufigsten bekannten Ursachen und welche Therapien Erfolg versprechen, lesen Sie hier.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung eines Berichts aus der medizinischen Fachzeitschrift ArsMedici.
Frau Professor Dr. med. Claudia Sommer, leitende Oberärztin an der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg, äussert sich in einem Interview zu ihren Praxiserfahrungen bei Patienten mit Mund- und Zungenbrennen.
Frau Dr. med. C. Sommer zu den Ursachen
Etwa bei zwei Dritteln der Fälle von Mund- und Zungenbrennen sind die Ursachen klar, bei einem Drittel sind keine Ursachen eruierbar. Je nach Studie sind etwa 8% der Gesamtbevölkerung von diesen Beschwerden betroffen. Frauen in den Wechseljahren leiden besonders häufig darunter.
Die häufigsten Ursachen sind:
- Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Antidepressiva, ACE-Hemmer)
- Pilzerkrankungen der Mundschleimhaut
- Vitamin-B12 oder Eisenmangel (Anämien)
- Psychische Ursachen: Studien haben belegt, dass psychotherapeutische Massnahmen bei Mund- und Zungenbrennen Erfolg zeigen.
- Diabetes mellitus, Zuckerkrankheit: hier ist nicht klar, ob der Diabetes die Ursache ist oder ob ein Zufall die gleichzeitigen Beschwerden des Mundbrennens darstellt.
- Vermutet wird, zumindest bei einem Teil der Betroffenen, eine Degeneration kleinster Nervenfasern in der Mundschleimhaut. Auch hier ist nicht sicher, ob dies allenfalls eine Folge von aggressiven Lokaltherapien ist.
Frau Dr. med. C. Sommer zu den Behandlungsmöglichkeiten
Mit der Behandlung von zu Grunde liegenden Ursachen oder Erkrankungen lassen sich die Beschwerden meist beheben oder stark vermindern (z.B. durch Umstellen von Medikamenten, Behandlung des Pilzes, Behebung einer Anämie etc.).
In den Fällen, wo die Ursachen nicht klar sind, scheinen Antidepressiva eine gute Behandlungsmöglichkeit zu sein. Allerdings ist hier die Wahl der Antidepressiva entscheidend für den Erfolg. So können sogenannte trizyklische AD eher Mundbrennen auslösen, SSRI jedoch nicht.
Vielversprechende Erfolge liegen für Alpha-Liponsäure (600 mg/Tag) vor.
Die Erfolge von Psychotherapie und Verhaltenstherapien wurden in verschiedenen Studien belegt.
Von folgenden Mitteln rät Frau Dr. med. C. Sommer eher ab:
- Mundspülungen: diese können sehr aggressiv sein und die Mundschleimhaut schädigen, was eher das Gegenteil bewirkt.
- Erfolge durch Ziehen von Zähnen wegen Mundbrennen wurden keine belegt.
- Mundbrennen in den Wechseljahren: Hormonersatztherapien scheinen bei Mund- und Zungenbrennen keine Vorteile zu bringen.
- Pfeffer-Anwendungen oder pfefferhaltige Salben haben in einzelnen Fällen Erfolge gezeigt; hier müssten allerdings die Nebenwirkungen noch besser untersucht werden. Deshalb: auch hier ist eher Zurückhaltung empfohlen.
- Benzodiazepine (Beruhigungs-Medikamente): Benzodiazepine besitzen im Unterschied zu Antidepressiva keine eigene schmerzlindernde Wirkung. Ev. können Benzodiazepin-Präparate - lokal angewendet - helfen (ist im Moment noch keine etablierte Therapie).
Zusammenfassung
- Der Hausarzt ist gefordert, eine gründliche Anamnese (Krankengeschichte) vorzunehmen. Dazu gehören Abklärungen zu: Medikamenteneinnahmen, Begleiterkrankungen wie Diabetes oder ein Vitaminmangel.
- Zahnärzte, Hausärzte oder behandelnde Spezialisten sollten sich gegenseitig über ihre jeweiligen Interventionen informieren.
- Die Hintergründe der Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten sollten dem Patienten klar dargestellt werden. Der Arzt kann so einer „Arzt-zu-Arzt-Reise“ vorbeugen.
28.12.2006