Welche Heilpflanzen helfen bei Bronchitis?
Heilpflanzen gelten als sinnvolle und wirksame Alternative zu synthetischen Arzneimitteln, mit geringen Nebenwirkungen. Ein weiterer Vorteil ist die kombinierte Symptombekämpfung der Heilkräuter bei entzündlichen Atemwegserkrankungen.
Dr. med. Hartmut Dorstewitz, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren in Kirchsseon, beschreibt in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes "ArsMedici" die verschiedenen Heilpflanzen und Wirkungsweisen, die bei einer akuten Bronchitis eingesetzt werden können. Im Folgenden eine Zusammenfassung des im Rosenfluhverlag erschienen Artikels.
Hauptmerkmale der Atemwegserkrankungen sind typische Schleimhautveränderungen. Der Schleim wirkt als schützender Biofilm. Der zunächst dünnflüssige und klare Schleim wird - je länger die Krankheit fortschreitet - desto zähflüssiger. Seine Aufgabe ist die Bindung von infektiösem Material wie Bakterien und Viren sowie Russ- und Staubpartikel. Der Schleim verhindert das Vordringen der Krankheitserreger auf die Schleimhaut.
Reizhusten und Entzündungen
Bei ca. 90% der Atemwegsinfektionen sind Viren die Verursacher. Diese zerstören die schleimbildenden Zellen (sogenannte Becher- und Ziliarzellen). Zurück bleibt eine wunde Schleimhaut. Folgen: Halsschmerzen und trockener Reizhusten. Häufig kommt es danach zu einer Zweitinfektion, ausgelöst durch Bakterien; das zeigt sich darin, dass der Schleim eine gelbliche Farbe bekommt.
Das Behandlungsziel ist die Regeneration der Schleimhaut und der Flora, Hemmung der Entzündung, Bekämpfung der Krankheitserreger, Entspannung der Bronchien (Bronchospasmolyse), Linderung des allgemeinen Krankheitsbefindens und Stärkung der körpereigenen Abwehr.
Wirkungen der Heilpflanzen
Viele Heilpflanzen haben die Eigenschaft, gleichzeitig mehrere Symptome zu bekämpfen. Man unterscheidet dabei zwei Hauptgruppen: Heilkräuter als Hustenreizstiller und Heilkräuter als Hustenstiller.
Hustenreizstiller
Gegen trockenen, unproduktiven Husten (ohne Schleimauswurf) braucht es einen schleimbildenen Wirkstoff. Effekt: Abhusten und Stillung des Hustens. Einige Pflanzen wirken gleichzeitig entzündungshemmend, antimikrobiell und stimulierend auf das Immunsystem z.B.:
- Eibisch (Althaea officinalis)
- Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
- Isländisch Moos (Lichen islandicus)
- Huflattich (Tussilago farfara)
- Königskerze (Verbascum thapsiforme)
Besondere Eigenschaften einzelner Heilpflanzen
Eibisch (Althaea officinalis)
Eibisch hat einen hohen Schleimgehalt und stillt den Hustenreiz. Eibisch wirkt vor allem lokal. Zugleich wirkt Eibisch immunstimulierend; vergleichbar mit Echinacea purpurea (Sonnenhut) und Chamomilla. Mittel unverdünnt mehrmals täglich Gurgeln.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Die Schleim- und Gerbstoffe des Spitzwegerichs schützen die Schleimhaut bei starken Schleimhautreizungen und wirken antimikrobiell. Die Heilpflanze wird eingesetzt bei zusätzlichen bakteriellen Atemwegsinfektionen. Geschmack: bitter.
Isländisch Moos (Lichen islandicus)
Das Moos ist eine Flechte, ein Zwitterwesen aus Pilzen und Algen und wirkt ähnlich wie der Spitzwegerich. Enthält ebenfalls Bitterstoffe sowie Flechtensäuren, die antimikrobiell wirken. Einsatz: Bei chronischem, immer wiederkehrendem Reizhusten sowie bei Heiserkeit durch Stimmüberlastung (Sänger, Redner).
Huflattich (Tussilago farfara)
Huflattich wird vorwiegend bei chronischer Bronchitis mit morgendlichem erschwertem Abhusten eingesetzt. Huflattich ist teils umstritten, da er lebervergiftende Komponenten (Senkirkin) enthält. Experten sagen jedoch, bis zu 10 mg täglich werde Senkirkin von Menschen gut vertragen; die Pflanze enthält ca. 0.01% der toxischen Substanz. Einnahme: Teeeinnahme vor dem Aufstehen.
Königskerze (Verbascum thapsiforme)
Die Königskerze, auch Wollblume genannt, hat sowohl eine reizlindernde wie auch eine schleimlösende Wirkung und wird häufig bei trockenem Reizhusten eingesetzt. Wollblumenextrakte kommen in vielen kombinierten Fertigarzneien vor.
Hustenstiller (Expektoranzien)
Expektoranzien stimulieren, fördern und verflüssigen den Schleim, wirken entzündungshemmend, antibakteriell und krampflösend. Hauptvertreter dieser Substanzklasse:
- Thymian (Thymus vulgaris)
- Primel (Primula officinalis)
- Efeu (Hedera helix)
- Sonnentau (Drosera rotundifolia)
Thymian besitzt eine hohe therapeutische Breitenwirkung und gilt als wichtigstes Hustenmittel. Seine ätherischen Öle (Thymol und Carvacrol) und die Gerbstoffe wirken antimikrobiell und zwar sowohl bei viralen wie auch bakteriellen Infektionen. Weitere Wirkung: Abschwellend, zusammenziehend, auswurffördernd und krampflösend. Thymian eignet sich deshalb bei akutem wie auch chronischem Husten.
Die Primelwurzel wird häufig in Kombipräparaten eingesetzt. Sie stimuliert die Schleimproduktion und aktiviert die Zelltätigkeit der schleimbildenen Zellen.
Hauptwirkungen: Schleimbildend und schleimlösend, Entspannung der Bronchien, leicht beruhigend. Efeu wird häufig bei Keuchhusten und Pseudokrupp sowie bei der verengenden Bronchitis (z.B. Raucherhusten) eingesetzt.
Sonnentau (Drosera rotundifolia)
Sonnentau enthält Naphthochinonderivate, Flavonoide, Schleimstoffe und eiweissabbauende Enzyme. Wirkung: Schleimlösend, krampflösend auf die Bronchien und hustenstillend.
Wichtig: Auch Heilkräuter sind Medizin und ihre Produkte (Tees etc.) sollten deshalb niemals ohne Absprache mit dem Arzt oder dem Apotheker/Drogisten eingenommen werden.
21.01.2009