Wochenbettdepression frühzeitig behandeln
Britische Mediziner präsentieren die Studienlage zu Depressionen bei Müttern nach einer Geburt. Ausserdem haben sie Guidelines zur Erkennung sowie Behandlung einer solchen zusammengefasst. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Nach aktuellen Schätzungen leiden 13% der Mütter nach einer Geburt unter einer behandlungsbedürftigen Wochenbettdepression.
Diese beginnt häufig vier bis sechs Wochen nach der Geburt; ist aber auch zehn Monate nach Geburt noch möglich.
Häufige Symptome einer Wochenbettdepression:
- Lange andauernde Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Sexuelle Unlust
- Gefühle von Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit
- Frühes Aufwachen (vor dem Baby)
- Pflegebedürftigkeit, die Frau fühlt sich krank
Wichtigste Hauptrisikofaktoren einer Wochenbettdepression:
- Depressionen oder Angststörungen bereits während der Schwangerschaft
- Frühere Depressionen und andere psychische Störungen
- Aktuell belastende Lebensumstände
- Fehlende soziale Unterstützung, insbesondere durch den Partner
Zur schwersten Form der nachgeburtlichen psychischen Störungen gehört die Wochenbettpsychose (depressive Verstimmung, Persönlichkeitsveränderungen, Denkstörungen, Fehleinschätzung der Realität wie Wahnideen oder Halluzinationen etc.). Diese beginnt meist plötzlich und zwar sehr bald nach der Geburt und ist ein Notfall.
Wochenbettpsychosen treten etwa bei einer von 1'000 Frauen nach der Entbindung auf. Bei Vorbelastung, d.h. wenn vorher schon schwere psychische Störungen bestanden, erleidet eine von zwei Wöchnerinnen eine Wochenbettpsychose. Diese Frauen sind laut der Britischen Studie selbstmordgefährdet, wenn sie suboptimal oder gar nicht betreut werden.
Behandlungsstrategien bei der Wochenbettdepression
- Möglichst früher Behandlungsbeginn
- Selbsthilfestrategien
- Unterstützende Beratung
- Bei leichten bis mittelschweren Formen: kurzzeitige Verhaltens- sowie Psychotherapie
- Antidepressiva werden eingesetzt, wenn die Patientin eine Psychotherapie ablehnt und wenn Zeichen einer schweren Depression vorliegen; während der Stillzeit bleibt das Baby unter Beobachtung
Allgemeingültige Prognosen über den Heilungsverlauf gibt es nicht. Die meisten Studien zeigen aber, dass Frauen, die adäquat behandelt wurden, sich in der Regel vollständig erholen. Eine Wochenbettdepression kann aber drei bis sechs Monate dauern; weniger häufig dauert sie ein Jahr.
Bei der Wochenbettpsychose muss die Patientin hospitalisiert und medikamentös behandelt werden; vorzugsweise in eine Mutter-Kind-Klinik.
Präventionsmassnahmen
Individuelle professionelle Unterstützung für Mütter mit hohem Risiko einer
Wochenbett- Depression hat sich in Studien als nützlich erwiesen. Eine medikamentöse Therapie sofort nach der Geburt verringert das Rückfallrisiko, insbesondere bei Frauen mit schweren depressiven Störungen vor der Schwangerschaft, welche die antidepressive Behandlung während der Schwangerschaft abgesetzt hatten.
Bei Frauen mit einem leichten Risiko genügen in der Regel die Bereitstellung sozialer Unterstützung sowie kurzzeitige, strukturierte Psychotherapiesitzungen.
17.12.2008