Herzstillstand: Brustkorbmassage vor Beatmung
Bei Herzstillstand sind die richtigen Handlungen in den ersten paar Minuten für den Betroffenen überlebenswichtig. Die Amerikanische Herzgesellschaft hat zusammen mit dem European Resuscitation Council die notwendigen Leitlinien zur Reanimation durch Laien bei Herzstillstand überarbeitet.
Ein Herzkreislaufstillstand kann überall und jederzeit passieren. Gut für den Betroffenen, wenn es reaktionsschnelle Personen in der Nähe hat, die wissen, was in einem solchen Fall zu tun ist. Das plötzliche Zusammenbrechen einer Person, keine Reaktion auf lautes Ansprechen oder Schütteln, Atemstillstand, sind Anzeichen und ein absoluter Notfall.
Die bis anhin geltenden Regeln nach CAB, das heisst: C Circulation - Herzdruckmassage, A Airway- Atemwege freilegen, B Breathing – Beatmung - wird damit nicht aufgehoben. Nur wird vermehrt und wie schon länger eingeführt, der sofortigen, intensiven Herzmassage noch mehr Bedeutung zugesprochen. Der Slogan der Experten: Besser irgendeine Reanimation, als keine. Viele Laien fürchten sich vor der Beatmung eines fremden Menschen und Studien haben auch bereits früher belegt, dass die Herzmassage einen viel wichtigeren Faktor für das Überleben nach Herzstillstand darstellt.
Die Wiederbelebung durch Laien besteht laut den Experten, vorwiegend aus dem Eindrücken des Brustkorbes. Mit aufgelegten Händen soll in eine Tiefe von mindestens 5 Zentimetern ca. 100 bis 120 Mal pro Minute („press hard and fast“) auf den Brustkorb des Betroffenen gedrückt werden. Routinierte Laien können nach jeweils 30 Brustpressungen zwei Atemstösse Luft geben. Dies sei aber insbesondere für den Alleinhelfer nicht zwingend, so die Experten. Zwei Helfer könnten sich damit abwechseln.
Sowohl die amerikanischen wie auch die europäischen Leitlinien sehen folgende Schritte bei Herzstillstand vor.
- Notruf absetzen: Tel. 144 für die Schweiz, Tel. 112 international
- Sofortiger Beginn der Herzmassage, ohne Unterbruch, bis die Rettungssanitäter übernehmen
Neu in die Leitlinien aufgenommen wird, dass der Helfende von der Notrufzentrale bei der Reanimation unterstützt wird. Der sogenannte „Dispatcher“ erklärt dem Laien Schritt für Schritt, wie die Atemfunktion überprüft werden soll und gibt ihm Anweisungen zur Brustkorbkompression. Ausserdem soll der Ersthelfer über einen sich in der Nähe befindlichen Defibrillator informiert werden. Denn: Die Nutzung des Defibrillators innerhalb drei bis fünf Minuten nach Ereignis kann das Überleben bei Herzstillstand um bis zu 70 % steigern, so die Experten.
SMS-Lebensretteralarm der Bevölkerung
Im Juni dieses Jahres publizierte die Fachzeitschrift New England Journal of Medicine (NEJM) Resultate eines schwedischen SMS-Lebensretter- Mobilversuche mit 10‘000 Bürgern aus Stockholm. Die schwedischen Bürger und Bürgerinnen erklärten sich nach Abschluss eines Ersthilfekurses bereit, sich als registrierte Ersthelfer bei einem Herzstillstand in der Nähe zur Verfügung zu stellen. Dazu brauchten sie nur ihre Mobilenummer anzugeben.
Dieses SMS-Alarmierungssystem soll die Fälle der Patienten, die vor Eintreffen der Rettungssanitäter bereits von Laien reanimiert worden waren, von 48 auf 62% erhöht haben. Neben Schweden hätten nun auch andere Länder aus den USA und Europa solche „Ersthelfer-Projekte“ initiiert. Auch die beiden Fachgesellschaften unterstützen das Mobil-Laiensanitätermodell in ihren Leitlinien.
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26.10.2015