Chirurgische Eingriffe bei Übergewicht: Keine dauerhafte Heilung von Diabetes
Übergewichtige Typ 2 Diabetiker unterziehen sich immer häufiger einem chirurgischen Eingriff, um das Gewicht dauerhaft zu senken und damit den Diabetes zu heilen. Eine langjährige schwedische Studie zeigt, dass trotz dieser Eingriffe bei einem Drittel der Diabetes wieder zurückkehrt.
Die Schwedische Studie SOS (Swedish Obese Subjects) untersucht seit 2010 4‘047 Übergewichtige, die sich einem solchen chirurgischen Eingriff unterzogen hatten und verglichen sie mit 2‘037 übergewichtige Personen, die mit Diätplan und Ernährungsberatung etc. das Übergewicht angingen.
Nach 15 Jahren wogen die Teilnehmer aus der zweiten Gruppe (ohne Operation) plus/minus etwa gleich viel, wie zu Beginn der Studie. Die Teilnehmer, die sich einer Operation unterzogen hatten, reduzierten ihr Gewicht in den ersten 2 Jahren um bis zu 32%; nach 10 Jahren lag der Gewichtsverlust – ausgehend vom Anfangsgewicht – noch zwischen 14-25%. Die Operierten starben um 29% weniger häufig als die Nichtoperierten.
Was bedeutete dies für Patienten mit Diabetes?
Ausser aus der zitierten Studie gäbe es kaum Langzeitresultate, wie der Studienleiter am Kongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Barcelona berichtete. In der SOS Studie blieben nach 15 Jahren nur noch 30% der Operierten weiterhin ohne Diabetes; nach 20 Jahren waren es nur noch 18%. Die den restlichen Operierten hatten einen Diabetes-Rückfall.
Bei Nichtdiabetikern reduzierte der magenchirurgische Eingriff zwei Jahre später das Diabetesrisiko um 96%; 15-20 Jahre nach dem Eingriff war das Risiko an einem Diabetes zu erkranken noch um 78% kleiner als bei den Nicht-Operierten.
Dennoch empfiehlt der Experte den adipösen Diabetikern zur Verbesserung oder Heilung ihres Diabetes nicht generell einen magenchirurgischen Eingriff. Er verweist aber auf andere gesundheitliche Verbesserungen der Magenchirurgie hin. So zeigten die magenchirurgischen Eingriffe bei Übergewichtigen deutliche Vorteile betreffend dem Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko. Die Studienanalyse hätte gezeigt, dass bei magenoperierten Diabetikern – verglichen mit Nichtoperierten – das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall um 37% kleiner war.
Spitalbehandlungsbedürftige Diabetesspätschäden (Gefässschäden, Organschäden an Augen, Nieren, Nerven, Füsse etc.) wurden bei den Operierten um mehr als die Hälfte weniger häufig festgestellt. Diese Ergebnisse würden bei übergewichtigen Diabetikern eindeutig für eine Gewichtsreduktion mittels Magenchirurgie sprechen. Die Eingriffe sollten aber möglichst frühzeitig, das heisst vor Auftreten von Langzeitschäden, durchgeführt werden. Denn: Langjährige Diabetespatienten hatten ein viel höheres Risiko wieder einen Diabetesrückfall zu erleiden.
Am besten und am längsten profitieren übergewichtige Nichtdiabetiker oder solche mit nur leicht erhöhten Blutzuckerwerten von einem magenchirurgischen Eingriff.
12.11.2013