Nahrung ist mehr als Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen
Die Nahrungsaufnahme wird durch viele physiologische und psychologische Faktoren beeinflusst. Das Referat stammt aus der 7. Dreiländertagung der Schweizer,- Deutschen- und Österreicher-Gesellschaften für Ernährung.
Die Nahrungsaufnahme wird durch viele Faktoren wie beispielsweise neben dem physiologischen Bedarf von psychologischen Faktoren, Verhaltensaspekten, der Lebens- und Arbeitswelt, dem Angebot, der Verfügbarkeit und dem Preis von Lebensmitteln, dem Klima, der Religion, der Kultur und Tradition, aber auch von Lebensmittelskandalen bestimmt.
Essverhalten meist erworben
Die Regulation der Nahrungsaufnahme erfolgt zum einen innenreizabhängig durch Hunger und Sättigung, zum anderen durch aussenreizabhängige Faktoren wie Verfügbarkeit, Geruch und Geschmack sowie der Portionsgrösse. Verhaltensdispositionen sind einerseits genetisch bedingt, zum Grosseil aber erworben oder erlernt.
Ärger erhöht den Konsum von fett- und zuckkerreichen Snacks
Dazu zählen jedoch oft auch Schwierigkeiten im Essverhalten. Vor allem Emotionen, Angst oder Stress sind für viele Auslöser für veränderte Ernährungsgewohnheiten. So sind tägliche Ärgernisse bzw. Auseinandersetzungen beispielsweise mit einem erhöhten Konsum von fett- und zuckerreichen Snacks und einem geringeren Verzehr von Hauptmahlzeiten und Gemüse assoziiert (O‘Connor et al., 2008).
Bildung und soziale Faktoren bestimmen Ernährungsverhalten
Neben psychologischen Aspekten spielen in der Nahrungsaufnahme auch soziale Aspekte eine bedeutende Rolle. Vor allem sozioökonomische Faktoren, wie das Haushaltseinkommen, das Bildungsniveau und die soziale Schicht haben einen grossen Einfluss auf das Ernährungsverhalten und die Nahrungsaufnahme (Darmon und Drewnowski, 2008; Robertson et al., 2004; Giskes et al., 2006).
Je niedriger das Einkommen desto tiefer der Konsum von Obst und Gemüse
Familien mit einem geringen Einkommen zeigen die Tendenz, dass sie weniger Obst und Gemüse, aber auch weniger Fisch und Vollkorngetreideprodukte, dafür mehr raffinierte Getreideprodukte, süsse Speisen, Fett und Öle konsumieren (Robertson et al., 2004).
Personen mit einem höheren sozioökonomischen Status essen häufiger Vollkorngetreideprodukte, mageres Fleisch, Fisch, fettarme Milchprodukte und frisches Gemüse und Obst (Darmon und Drewnowski, 2008). Demnach ist auch die Aufnahme an essentiellen Mikronährstoffen bei Personen aus sozial niedrigeren Schichten geringer (Robertson et al., 2004).
Tischgäste und Fernsehen verleiten zu mehr Essen
Weitere soziale Faktoren, die die Nahrungsaufnahme beeinflussen können sind unter anderem das Ambiente, die Zahl der Tischgäste, der Fernsehkonsum oder das Musik hören während des Essens. Bei Kindern zeigt sich, dass ein höherer Fernsehkonsum mit einem höheren Konsum von Fastfood und Süssigkeiten (Taveras et al., 2006; Vereecken et al., 2006) und einer geringeren Aufnahme an Obst und Gemüse assoziiert ist (Blanchette und Brug, 2005).
Musikhören während des Essens (Stroebele und de Castro, 2006), aber auch gemeinsames Essen mit ein oder mehreren Tischgästen (De Castro, 1997) kann beispielsweise zu einer höheren Nahrungsaufnahme und einer längeren Mahlzeitendauer führen.
Zum Referat mit Literaturverzeichnis
Angaben zur Referentin
Univ.- Doz. Mag. Dr. Ingrid Kiefer
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Leiterin Kompetenzzentrum Ernährung & Prävention
Zimmermanngasse 3
A-1090 Wien
E-Mail: Ingrid.Kiefer@ages.at
10.09.2008