Wenn Brot krank macht: Ein Bericht der Schweizerischen Zöliakiegesellschaft
Zum internationalen Zöliakie-Tag - 20. Mai 2006 - lanciert die Patientenorganisation eine Awarenesskampagne unter dem Patronat der AOECS (Association of European Coeliac Societies). Mit einem gemeinsamen Poster und obgenanntem Slogan treten Zöliakiegesellschaften europaweit in Medien und Publikationen auf.
Man rechnet zudem mit einer hohen Zahl an nicht Diagnostizierten, auch unter bestimmten Risikogruppen (5). Daraus resultieren viel persönliches Leid, aber auch medizinische und soziale Kosten für die Allgemeinheit. Das Einhalten der glutenfreien Ernährung im Alltag ist anspruchsvoll und mit hohen Mehrkosten für Spezialprodukte und sozialen Einschränkungen verbunden.
Daher ist es wichtig, Fachpersonen, aber auch die Allgemeinbevölkerung über Zöliakie zu informieren und für die Bedürfnisse der Betroffenen zu sensibilisieren.
In diesem Kontext kommt Ihrer Redaktion als Plattform für die Information einer breiteren Öffentlichkeit eine wichtige Rolle zu.
Die IG Zöliakie hilft Ihnen gerne bei der Informationsbeschaffung für einen Beitrag in Ihrer Publikation (z.B. Vermittlung von Adressen von Ärzten und weiteren Interviewpartnern). Zögern Sie nicht, uns bei Fragen zu kontaktieren: Telefon 061 271 62 17 oder sekretariat@zoeliakie.ch.
1) Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit (früher wurden auch die Begriffe Hertersche Erkrankung und non-tropical Sprue verwendet) ist eine chronische Dünndarmerkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Als Reaktion auf Gluten schädigt das Immunsystem die Zotten des Dünndarmes, wodurch Nährstoffe nur noch vermindert aufgenommen werden können.
Aktuelle Schätzung zur Häufigkeit: ca. 1:100. Es gibt auch eine gluteninduzierte Hauterkrankung: Dermatitis herpetiformis Duhring.
(2) Bei Verdacht auf Zöliakie werden die zöliakierelevanten Antikörper im Blut bestimmt (IgG Anti Gliadin, IgA Anti Gliadin, IgA Anti human tissue Transglutaminase oder IgA Anti Endomysium).
In der Regel wird als zweiter Diagnoseschritt eine Dünndarmbiop-sie vorgenommen. Es ist nicht empfohlen, sich bei Verdacht auf Zöliakie probeweise glutenfrei zu ernähren, da dies eine sichere Diagnose erschwert oder verunmöglicht. Viele der bei Zöliakie auftretenden Symptome könnten auch Hinweise auf eine ande-re Erkrankung sein.
(3) Die krankheitsauslösende Substanz ist Gluten, ein Oberbegriff für das Kleberprotein in den Brotgetreiden Weizen, Dinkel, Ur-Dinkel, Grünkern, Roggen, Gerste, Hafer, Einkorn, Emmer und Kamut. Wichtige Grundnahrungsmittel wie Brot, Teigwaren und Mehle sowie alle Speisen, die Anteile obgenannter Getreide enthalten, sind somit glutenhaltig. Von Natur aus glutenfrei sind Reis, Mais, Hirse, Quinoa, Amaranth und Buchweizen sowie Kartoffeln, Früchte, Gemüse, Nüsse, Fleisch, Fisch, Milch usw. Es gibt glutenfreie Spezialprodukte wie Brot, Teigwaren, Gebäck, Mehle etc., z.B. auf der Basis von Reis und Mais.
(4) Symptome bei Erwachsenen: Müdigkeit, Erschöpfung, Blutarmut, Eisenmangel, andere Mangelzustände, Gewichtsverlust, Durchfall, Verstopfung, Bauch- und Knochenschmerzen usw. Symptome bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen: speziell bei Kleinkindern fallen Gewichtsverlust, Wachstumsstillstand, Entwicklungsverzöge-rungen, Durchfall, Blähbauch, Weinerlichkeit, Gereiztheit usw. auf. Bei grösseren Kindern und Jugendlichen zeigen sich diese Symptome weniger deutlich. Oft ist die Symptomatik ähnlich wie bei Erwachsenen.
5) Bei Diabetes mellitus Typ 1 (Zuckerkrankheit Typ 1), Laktoseintoleranz, Osteoporose, Schilddrüsenerkrankungen, Rheumatoider Arthritis, Downsyndrom kann Zöliakie gehäuft beobachtet werden. Auch Verwandte 1. und 2. Grades von Zöliakiebetroffenen sollten auf Zöliakie abgeklärt werden, insbesondere falls eines oder mehrere der genannten Symptome auftreten.
Quelle:
Silvana Haag, Vizepräsidentin und Delegierte AOECS
IG Zöliakie der Deutschen Schweiz, Birmannsgasse 20, 4055 Basel, http://www.zoeliakie.ch
31.10.2006