Senioren sind vor allem als Fussgänger gefährdet
Senioren erleiden die meisten schweren und tödlichen Verletzungen als Fussgänger, gefolgt von Personenwagen-Insassen und Radfahrern. Der mit Abstand gravierendste Risikofaktor ist dabei die hohe körperliche Verletzlichkeit. Im Dossier "Sicherheit älterer Verkehrsteilnehmer" analysiert die bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung die Risiken und zeigt Massnahmen auf, um die Verkehrssicherheit weiter zu verbessern.
Angesichts des demografischen Wandels ist die Verkehrssicherheit von Senioren ein wichtiges Thema. Auf der einen Seite ist mit immer mehr älteren Verkehrsteilnehmern zu rechnen und die Gesellschaft muss daran interessiert sein, dass Senioren möglichst lange mobil bleiben. Auf der anderen Seite wird die Teilnahme am Strassenverkehr mit zunehmendem Alter immer anspruchsvoller und riskanter.
Die Unfallzahlen stimmen denn auch nachdenklich: In den letzten vier Jahren wurden rund 700 schwer verletzte und 100 getötete Senioren jährlich auf den Schweizer Strassen registriert. Die meisten verunfallen als Fussgänger (252 schwere Personenschäden), PW-Insassen (227) und Radfahrer (158). Damit ist zwar über die letzten Jahrzehnte ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, dennoch konnten die ältesten Verkehrsteilnehmer von den Fortschritten in der Verkehrssicherheit nicht im gleichen Ausmass profitieren wie die jüngeren Altersgruppen. Der mit Abstand gravierendste Risikofaktor ist dabei die hohe körperliche Verletzlichkeit. Weitere bedeutsame Risikofaktoren sind: kognitive Veränderungen (v. a. räumlich-visuelle Fähigkeiten und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit), Schwierigkeiten beim Abschätzen von Entfernungen und Geschwindigkeiten sowie Krankheiten (wie Demenz oder massive Schlafprobleme).
Der Schwerpunkt der Senioren-Unfallprävention ist deshalb bei den Fussgängern (v. a. Querungs-unfälle) zu setzen, gefolgt von PW-Lenkern (v. a. Vortrittsmissachtungen bzw. Abbiege-/Einbiegeunfälle) und Radfahrern/E-Bike-Fahrern (v. a. Vortrittsmissachtungen und Schleuder-/Selbstunfälle). Prioritär für die Erhöhung der Sicherheit von älteren Verkehrsteilnehmern sind gesetzliche Ausrüstungsvorschriften für PW-Kollisionsvermeidungssysteme mit Fussgänger- und Radfahrererkennung, periodische Road Safety Inspection (RSI) aller Querungsstellen sowie die Umsetzung des Geschwindigkeitsregimes 50/30 innerorts.
Parlamentarische Initiative Reimann: Kontrolluntersuchung erst ab 75 Jahren?
Politisch aktuell ist die parlamentarische Initiative von Nationalrat Maximilian Reimann (SVP/AG), der eine "Heraufsetzung der periodischen vertrauensärztlichen Kontrolluntersuchung für Autofahrer vom 70. auf das 75. Altersjahr" fordert. Da in ausländischen Studien Zweifel am Nutzen solcher obligatorischer Abklärungen für die Verkehrssicherheit geäussert werden, plädiert die bfu in ihrem Sicherheitsdossier dafür, "das Gesamtsystem der altersbezogenen Fahreignungsabklärung der Schweiz hinsichtlich ihrer Auswirkungen umfassend zu evaluieren". Eine Heraufsetzung der Altersgrenze wurde auch in anderen Ländern als Lösung für die nicht klar belegte Wirksamkeit von Kontrolluntersuchungen gewählt.
13.04.2016