Frühzeitige MS-Behandlung stabilisiert die Krankheit und erhöht die Lebenserwartung
Neue Daten aus Langzeitstudien zeigen: Die Frühtherapie bringt den MS-Patienten Vorteile und senkt deren Sterberisiko. Diese Ergebnisse wurden im Oktober 2011 am Treffen der europäischen und amerikanischen Gremien für die Therapie und Forschung im Bereich der Multiplen Sklerose (MS) in Amsterdam vorgestellt.
Die frühe Behandlung von MS-Patienten mit Interferon beta 1-b kann die Krankheit, gemessen an der Schubfrequenz und dem Fortschreiten der Behinderung, in den meisten Fällen stabilisieren. Von den 468 behandelten Patienten wechselten nur 31 oder 6.6% zu einer Therapie mit einem stärkeren Wirkungsmuster, einer sogenannten Eskalationstherapie.
Dr. Xavier Montalban, Direktor der Forschungsgruppe Multiple Sklerose, Neurologische Forschung und Klinische Neuroimmunologie in der Abteilung Neurologie des Vall d’Hebron-Universitätsklinikums in Barcelona, kommentierte die Beobachtungen am MS-Treffen in Amsterdam wie folgt: „Die Daten nach acht Jahren Behandlung in der BENEFIT-Studie bestätigen: Bei der Mehrheit der Patienten, die schon früh mit der Behandlung beginnen, wurde die Erkrankung über einen Zeitraum von acht Jahren ausreichend kontrolliert. Deshalb gab es keinen Grund, einen Wechsel auf eine Eskalationstherapie vorzunehmen.“
Überlebensvorteil durch Frühbehandlung
Jetzt schon seit 21 Jahren wird der Krankheitsverlauf von 366 MS-Patienten im Rahmen der Long-term Follow-up Studie (LTF) beobachtet. Erkenntnis daraus: Früh behandelte Patienten haben gegenüber Patienten, die in den ersten fünf Studienjahren Placebo erhielten, ein um 46.8% vermindertes relatives Sterberisiko. Die Studie untersuchte ausserdem die Todesursache bei inzwischen verstorbenen Patienten, die in den meisten Fällen ermittelt werden konnte. Die Analyse der Daten ergab: 78.3% der Todesfälle waren MS-bedingt und das durchschnittliche Sterbealter der MS-Patienten betrug nur 52 Jahre. Hier zeigt sich deutlich die durch MS verminderte Lebenserwartung.
Am Treffen in Amsterdam meinte Dr. Anthony Reder, Direktor der MS-Poliklinik an der Universität Chicago und Assistenzprofessor für Neurologie an dieser Universität, zu diesen Erkenntnissen: „Die 21 Jahre lang laufende LTF-Studie zeigt zum ersten Mal für eine MS-Behandlung einen positiven Einfluss auf das Überleben. Sie unterstreicht, dass MS-Patienten so früh wie möglich eine wirksame, krankheitsmodulierende Therapie erhalten sollten, die auch über lange Zeit gut verträglich ist.“
- ''Frühe Therapie verlangsamt Verlauf der MS'' - Auskunft eines Experten
15.11.2011