Zu Chancen und Risiken neuer MS-Therapien
Referat von Prof. Ludwig Kappos, Neurologische Klinik und Poliklinik am Universitätsspital Basel, anlässlich des Medien-Apéros in Zürich im Dezember 2010.
Zu Beginn der Erkrankung erholen sich die Betroffen meist wieder vollständig zwischen den Schüben, im Verlauf der Erkrankung nehmen das Ausmass der Behinderungen und die Krankheitslast dann auch zwischen den Schüben immer mehr zu, wie Prof. Kappos ausführt.
Viel Erfahrung mit beta-Interferon
Im frühen Stadium einer MS stehen die Entzündung und der Verlust der für die schnelle Informationsübertragung zuständigen Nervenscheiden im Vordergrund, später dann die Degeneration der Nervenzellen. Da die aktuellen Standardtherapien vor allem gegen die Entzündung wirken, ist eine frühe Therapie wichtig für den Krankheitsverlauf. Die frühe Behandlung mit beta-Interferon führt zu einer deutlichen Reduktion der Schub-Häufigkeit und -Ausprägung sowie dem Fortschreiten der Behinderungen und der geistigen Symptome wie Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen und Einschränkung der mentalen Beweglichkeit.
Die jahrelange Erfahrung ist der grosse Vorteil dieser etablierten Medikamente, deren Wirkung und Risiken über mehr als 15 Jahre dokumentiert sind. Gerade bei einer Therapie, welche früh im Krankheitsverlauf und damit in einem Stadium, in dem die Betroffenen grösstenteils noch ohne Symptome leben können, ist die gute Verträglichkeit für die Therapietreue äusserst wichtig, so der Referent.
Neue Medikamente zur Behandlung der Multiplen Sklerose
Prof. Kappos gibt in seiner Präsentation einen Überblick zu den viel versprechendsten Substanzen, welche im Kampf gegen MS erforscht werden. Der Wirkmechanismus und das Stadium der Erforschung neuer Medikamente sind sehr unterschiedlich; insbesondere zwei Wirkstoffe, welche als Tablette eingenommen werden können, stehen kurz vor der Zulassung.
Studien haben gezeigt, dass die Wirkung dieser neuen Medikamente mindestens so gut oder besser ist als diejenige der heute gebräuchlichen Standardmedikamente, allerdings bestehen gleichzeitig auch einige noch nicht genau geklärte Risiken, deren Bedeutung und Ausmass erst durch Langzeituntersuchungen genauer evaluiert werden können. Für jedes in Zukunft neu zugelassene Medikament gilt es, die Risiken und Nebenwirkungen zur gegebenen Zeit gegeneinander abzuwägen, so die Konklusion von Prof. Kappos.
- Arzneimittelsicherheit neuer Medikamente: Das Risiko mit dem Unbekannten
Referat von PD Dr. Stefan Russmann, Leiter Pharmakoepidemiologie und Arzneimittelsicherheit am Universitätsspital Zürich - Interview zu Arzneimittelsicherheit bei bei neuen Medikamenten
mit PD Dr. Stefan Russmann, Leiter Pharmakoepidemiologie und Arzneimittelsicherheit am Universitätsspital Zürich