Acetylsalicylsäure (ASS): Von der Weidenrinde zum ASS und wieder zurück
Die Wirksubstanz der Weidenrinde wird sei Jahrhunderten zur Schmerzbekämpfung meist in synthetischer Form (Salicylsäure, Acetylsalicylsäure (ASS)) verwendet. In den letzten Jahren wird die natürliche Weidenrinde wieder vermehrt als Heilmittel entdeckt und eingesetzt.
Im 19. Jahrhundert entdeckten Forscher in der Weidenrinde einen Stoff, den sie Salizin nannten. Der Körper formt daraus den Wirkstoff Salicylsäure. Später gelang es Pharmokologen, die reine Wirksubstanz synthetisch herzustellen.
Seit über hundert Jahren wird nun, statt dem natürlichen Weidenrindeextrakt, die synthetisch hergestellte Acetylsalicylsäure (ASS) bei Schmerzen, rheumatischen Beschwerden, bei fieberhaften Zuständen und bei Gefässerkrankungen verordnet.
In den letzten Jahren wird Weidenrinde als Heilpflanze wieder vermehrt medizinisch eingesetzt, sagt Pharmakologe Professor Dr. Fritz Kemper von der Universität Münster und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Phytotherapie in der "Apotheken Umschau".
Seit 1984 darf in Deutschland die natürliche Form des Schmerzmittels wieder bei rheumatischen Beschwerden, fieberhaften Erkrankungen und bei Kopfschmerzen eingesetzt werden. Auch in der Schweiz ist die Abgabe des Weidenrinde-Extrakts nach Fachberatung zugelassen.
Bei chronischer Einnahme können Salicylsäure, Acetylsalicylsäure (ASS) und verwandte chemische Schmerzmittel als Nebenwirkung Magenbeschwerden bis hin zu Magenbluten provozieren. Der natürliche Weiderindeextrakt hingegen ist magenschonend.
Patienten, die über lange Zeit ASS einnehmen müssen, können den Arzt fragen, ob bei ihnen eine Umstellung auf den natürlichen Weiderindeextrakt möglich ist. Es wird davon abgeraten, die Umstellung selber vorzunehmen. Auch natürliche Heilextrakte sind Arzneien und sollten nicht ohne fachliche Beratung eingenommen werden.
Weidenrindeextrakte gibt es als Tee, Kapseln, Dragees. Laut Prof. Kemper seien alle Einnahmeformen gleich gut wirksam.
Achtung: Patienten mit Asthma und Magengeschwüren dürfen die Weidenrinde in keinem Fall zu sich nehmen.
Das wohl bekannteste synthetisch hergestellte Medikament mit Acetylsalicylsäure (ASS) ist Aspirin®.
Weidenrinde - Salix sp (Salicaceae)
Die therapeutisch relevante Wirkung: Antipyretische (fiebersenkend), analgetisch-antirheumatische (schmerzstillend, antirheumatisch) und antiseptische (entzündungshemmend) Wirkung: Salicin wird durch die Darmflora in Saligenin (Salicylalkohol) und Glukose gespalten. Saligenin wird zu über 86 % resorbiert und im Blut bzw. in der Leber zu Salicylsäure oxidiert.
03.05.2007