Aktiv gegen Darmkrebs
Vorsorge und Früherkennung verhindert tausende Todesfälle pro Jahr. Experten am Europäischen Gastroenterologen Kongress in Wien fordern Europaweites Screening ab dem 50. Lebensjahr.
In Europa erkranken jährlich etwa 400'000 Menschen neu an Darmkrebs, mindestens 210'000 Frauen und Männer sterben an dem europaweit häufigsten Krebsleiden.
Trotz stark verbesserter Behandlungsmethoden lassen sich nur mit einem flächendeckenden Screening Erkrankungen vermeiden und Heilungschancen vergrössern, erklärten Experten bei der 16. United European Gastroenterology Week (UEGW) in Wien.
"Die bevorzugte Methode für ein solches Screening ist die Darmspiegelung, die Koloskopie", sagte Prof. Wolff Schmiegel aus Bochum. Mit dieser wenig belas- tenden Untersuchung werden Gewebsveränderungen frühzeitig erkannt und können im Rahmen der Koloskopie gleich entfernt werden.
Prof. Schmiegel: "So kann mit einem Screening einer häufig tödlich verlaufenden Erkrankung sehr effektiv vorgebeugt werden." Wie erfolgreich flächendeckende Untersuchungen sind, zeigen Ergebnisse aus Deutschland: Hierbei wurden Daten von über 2'000'000 Menschen, die bislang keinerlei Beschwerden hatten und sich vorbeugend einer Darmspiegelung unterzogen, ausgewertet.
In fast einem Prozent der Fälle wurde ein Kolon- oder Rektumkarzinom diagnostiziert, in zwanzig Prozent wurden Adenome festgestellt und während der Untersuchung entfernt und so eine mögliche Krebsentstehung verhindert. Im Schnitt erkranken Menschen mit 65 Jahren an Darmkrebs. Prof. Schmiegel: "Deshalb plädieren wir europaweit für ein Screening beginnend mit dem 50. Lebensjahr."
Auch fortgeschrittene Erkrankung erfolgreich behandeln
Im Frühstadium erkannt, ist Darmkrebs annähernd vollständig heilbar. Aber auch die Behandlung von metastasiertem Darmkrebs ist in den vergangenen Jah- ren wesentlich erfolgreicher geworden. "Selbst bei Patienten mit inoperablen Metastasen kann inzwischen ein durchschnittliches Überleben von 24 Monaten erreicht werden", so Prof. Eric Van Cutsem aus Leuven (Belgien). Verantwortlich dafür sind insbesondere die neu entwickelten Biologicals, die sich gezielt gegen Krebszellen oder den Tumor versorgende Blutgefäße richten.
20.10.2008